Schwäbische Zeitung: Merkels forsche Ministerin

Deutscher Verteidigungsminister zu sein, ist
schwer. Das haben auch schon Karl-Theodor zu Guttenberg und Thomas de
Maizière erfahren müssen.

Mächtige Interessen zerren da an einem, mal in diese, mal in die
andere Richtung: mal ist es die Bundeskanzlerin, dann der
Bundeswehrverband, dann die Rüstungsindustrie oder auch, sehr
schwierig, die Kriegsgegner in der eigenen Partei. Dazu kommen noch
all die von den Vorgängern geerbten Probleme, sei das nun der Umbau
in eine Berufsarmee, die teuren Drohnen oder marode Eurofighter.
Ursula von der Leyen hat aber eine zusätzliche Schwierigkeit: Sie
fremdelt mit dem Militärischen, scheint nicht im Amt angekommen zu
sein.

Das liegt sicher nicht daran, dass sie eine Frau ist, sondern dass
ihre Themen – Islamisten in Mali, Bekämpfung von Ebola, die Kurden im
Kampf gegen den Islamischen Staat – sie nicht interessieren. Man
merkt das, wenn sie Fachbegriffe verwendet, die einstudiert wirken.
Oder wenn sie vor Uniformierten so martialisch spricht, als stünde
sie vor ihrem ersten Kampfeinsatz.

Dass die Bundeswehr nur bedingt einsatzfähig sein soll, dürfte
Ursula von der Leyen derzeit noch nicht in Schwierigkeiten bringen.
Probleme dürfte ihr dagegen die scheinbar lockere Art ihres Umgangs
mit dieser Nachricht machen. Doch auch wenn sie manches weglächelt,
wächst gleichzeitig im politischen Berlin und in ihrer eigenen Partei
das Unbehagen an ihr.

Diese Frau möchte Nachfolgerin der Bundeskanzlerin werden? Wenn
der Fraktionschef der CDU/CSU, Volker Kauder, die Kritik an von der
Leyens szenischen Auftritten vor kämpferischer Kulisse abwürgen will,
tut er seiner Partei damit sicherlich keinen Gefallen. Denn der
Eindruck, dass diese Verteidigungsministerin Probleme hat und mehr
Wert auf ihre Selbstdarstellung als auf den Zustand des militärischen
Materials zu legen scheint, dürfte auch die Bundeskanzlerin erreicht
haben. Und die hat bekanntermaßen ein sehr feines Sensorium für
Stimmungen in der Partei und der Gesellschaft.

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