Grausam ist der Mord an Moaz al-Kasasbeh, dem
jordanischen Kampfpiloten. Abscheulich ist die kalte
Professionalität, mit der diese Hinrichtung inszeniert wurde. Das von
der Terrororganisation Islamischer Staat veröffentlichte Video, so es
sich als authentisch erweist, soll uns schockieren mit seiner an
einen Musikclip erinnernden Machart, mit harten Schnitten, der
Demonstration übermächtiger Gewalt. Und es soll jene, die Sympathien
hegen, locken, mit dem Versprechen auf Macht über andere, auf Ordnung
im Durcheinander des Lebens.
Nahost-Experten warnen, den Islamischen Staat nicht zu
unterschätzen. Seine technischen und finanziellen Möglichkeiten sind
im Nahen Osten so viel größer als all das, was die
Vorläuferorganisation „al-Kaida im Irak“ angerichtet hat. Der IS
schafft, nach allem was wir aus dem Nordirak und dem Nordosten
Syriens hören, staatliche Strukturen. Es gibt eine funktionierende
Verwaltung, eine ausgefeilte Propagandamaschinerie – siehe das
Mordvideo. Den Strategen des IS geht es nicht darum, ein wenig Terror
zu verbreiten und dann in die Berge zu verschwinden, so wie Osama bin
Laden das tat. Sie sind dort, um zu bleiben. Sie wollen die alten
Grenzen abschaffen, um ihren Gottesstaat zu etablieren.
Militärisch ist dem IS ohne den Einsatz von Bodentruppen kaum
beizukommen. Man kann aber den Nachschub an Mensch und Material zu
unterbinden versuchen. Dass die Bundesregierung schon den Versuch der
Ausreise eines Islamisten unter Strafe stellen will, ist ein später
Anfang. Wichtiger noch scheint es, die Türkei im Krieg gegen die
Islamisten zu stützen. Denn türkische Geheimdienste klagen seit
Langem, dass sie nicht von westlichen Diensten rechtzeitig über
gewaltbereite Islamisten informiert werden, die via Istanbul in den
Dschihad reisen wollen.
Man muss kein Freund von Recep Tayyip Erdogan sein oder den
EU-Beitritt des schwierigen Partners fordern, um zu verstehen, dass
nur eine enge Kooperation zwischen der Türkei und den Nato-Partnern
im Kampf gegen den IS helfen kann.
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