Schwäbische Zeitung: Neues Arbeitszeitgesetz ist überfällig – Kommentar zu Arbeitszeiten

Erwartungsgemäß kämpfen die Gewerkschaften für
den Achtstundentag. Damit sprechen sie der Mehrheit ihrer Mitglieder
vermutlich aus dem Herzen. Unzeitgemäß ist die Position der
Arbeitnehmervertreter trotzdem. Ihr liegt das Leitbild des
Facharbeiters am Fließband zugrunde.

Mit der Realität in vielen Betrieben hat der Achtstundentag nichts
mehr zu tun. Programmierer bleiben länger im Büro, wenn eine
Internetseite dringend fertig werden muss. Ingenieure arbeiten bis in
die Nacht, wenn ein wichtiger Auftrag aus den USA winkt. Schreiner
schaffen samstags, wenn ein neuer Wohnkomplex bezugsfertig werden
muss. Der Achtstundentag passt gut zu Ämtern und Behörden. In der
freien Wirtschaft aber ist die Arbeit übers Jahr ungleich verteilt.
Arbeitszeitgesetze, die solche Schwankungen berücksichtigen, sind
überfällig.

Allerdings geht das nicht ohne Gegenleistung der Arbeitgeber: Wer
von der Belegschaft Beweglichkeit einfordert, darf sie im Gegenzug
nicht verheizen. Wer rund um die Uhr auf Kundenwünsche reagieren
will, muss genügend Personal vorhalten, um Mitarbeitern nach
stressigen Phasen auch Ruhepausen zu gewähren. Flexibilisierung und
ein ausgemergelter oder heruntergesparter Personalstamm vertragen
sich nicht.

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