München war übers Wochenende Zentrum der
internationalen Diplomatie. Aber die Sicherheitskonferenz offenbarte
zugleich die Ohnmacht der Diplomaten gegen die wirklich Mächtigen
dieser Erde. Dass sich Russland und China einer UN-Resolution gegen
das Morden in Syrien verweigern, ist dafür ein schlimmes Beispiel.
Auch wenn es die Demonstranten, die in klirrender Kälte gegen das
ehedem „Wehrkundetagung“ genannte Treffen protestieren, anders sehen:
Von Kriegstreiberei fehlt dort jede Spur. Im Gegenteil, es gibt kaum
einen Ort, an dem offener und engagierter um gewaltlosen Ausgleich
gerungen wird.
Die Tagung begann mit Mahnungen, im Atom-Konflikt mit dem Iran auf
kriegerische Mittel zu verzichten. Und sie endete mit bitterer
Enttäuschung über das Scheitern der Syrien-Resolution. Die
Außenminister aus Moskau und Washington haben sich am Rande der
Konferenz unter vier Augen getroffen. Ihre europäischen Kollegen,
voran Guido Westerwelle, haben sich mutig eingemischt – unterm Strich
vergebens.
So sehr die Wirtschaft die alten Ost-West-Grenzen überwindet, ist
die Politik noch weit entfernt von solchem Ausgleich. Die
Sicherheitskonferenz war auch geprägt durch Machtansprüche, die sich
nun, auch aus der Sicht der US-Amerikaner, auf Asien konzentrieren.
Kaum schien der Kalte Krieg in Europa überwunden, suchte sich die
Weltpolitik neue Konfliktherde.
Bemerkenswert ist dabei auch die unaufgeregte Bedächtigkeit, mit
der die Türken ihre Rolle an der Nahtstelle zwischen beiden Welten
suchen. Ihr Außenminister präsentierte Diplomatie vom Feinsten – auch
mit dem Angebot, Bürgerkriegsflüchtlingen aus dem Nahen Osten Asyl zu
gewähren, ohne Wenn und Aber.
Letztendlich ist die Welt offenbar nicht sehr viel sicherer
geworden seit den Jahren des europäischen Frühlings. Verschoben haben
sich nur die Schauplätze der Auseinandersetzung. Für die Europäer
bedeutet dieser Wandel den Zwang, vermehrt selber – und gemeinsam –
für die eigene Sicherheit zu sorgen.
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