Schwäbische Zeitung: Paris, Timbuktu und Berlin

Frankreichs Präsident François Hollande hat klug
planen lassen. Gerade jetzt, wo die Kritik an seiner
Wirtschaftspolitik immer lauter wird, demonstriert er, was die Grande
Nation doch alles tut, um den Terrorismus zu bekämpfen. Von seinem
Vorgänger hat er gelernt: Wenn der Druck im Land zu groß wird, ist es
nützlich, sich internationalen Themen zuzuwenden. Also versuchten auf
Befehl Hollandes französische Spezialeinheiten in Somalia, einen
ihrer Geheimdienstmitarbeiter aus den Händen von Islamisten zu
befreien. Und in Mali kämpfen Soldaten aus Frankreich mit ihren
malischen Kameraden gegen islamistische Gruppen, von denen einige dem
Terrornetzwerk al-Kaida angehören.

Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint, haben die
französische Innenpolitik und die Ereignisse im fernen Afrika eine
Menge mit uns in Deutschland zu tun. Denn so wie Frankreich unser
wichtigster Partner in allen Belangen in Europa ist, so betrifft es
auch unsere Sicherheit in Deutschland, wenn Hollande Soldaten nach
Somalia und Mali schickt.

Vor nicht langer Zeit war Mali in Europa vor allem für seine
schöne Musik berühmt und für das sagenumwobene Timbuktu. Das hat sich
geändert: Heute ist der Norden des Landes Refugium für Terroristen.
Früher reisten radikalisierte Islamisten aus Ulm, Bonn oder Hamburg
nach Afghanistan und Pakistan, um das Terrorhandwerk zu lernen. Heute
werden sie in Somalia und im Norden Malis vermutet.

Die Bundesregierung hat schon vor Monaten Bereitschaft
signalisiert, im Rahmen einer EU-Mission malische Soldaten
auszubilden. Doch das wird unseren Partnern in der EU kaum reichen.

Wenn Berlin den Einsatz der Franzosen gutheißt, wird die
Bundesregierung auch bald um Hilfe gebeten werden. Dann könnten
womöglich Transportflugzeuge der Luftwaffe Soldaten und ihre
Ausrüstung transportieren. Ein solcher Einsatz wird allerdings kaum
reichen, um die terroristische Gefahr in den Weiten der Sahara zu
bannen. So wird dann aus französischer Innenpolitik eben auch
deutsche Politik.

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