Natürlich ist Wolfgang Bosbach ein
Vollblutpolitiker, der für seine politische Arbeit lebt. Natürlich
sieht er sich gerne in der Öffentlichkeit, ist Talkshow-Dauergast und
auch sonst zu fast keinem Thema um einen Kommentar verlegen. Und
natürlich fällt es ihm deshalb schwer, von der Politik zu lassen.
Dennoch ist sein Rückzug als Innenausschussvorsitzender ohne
gleichzeitige Niederlegung des Bundestagsmandats eine fast schon
alberne Entscheidung.
Bosbach benutzt bei der Begründung seines Schrittes große Worte.
Er gibt aber lediglich Vollgas im Leerlauf, wenn er von „Rückgrat“
und „Verantwortung“ und davon spricht, dass es bei der
Griechenland-Rettung nicht so weitergehen könne wie bisher. Das wird
es nämlich ohnehin, ganz unabhängig von seiner Entscheidung.
Nur: Der prominente Merkel-Kritiker hätte mit einem Verzicht auf
sein Abgeordnetenmandat ein echtes Zeichen setzen können, das die
Kanzlerin, die bei der jüngsten Griechenland-Abstimmung zahlreiche
Neinstimmen aus der eigenen Fraktion kassiert hatte, geschmerzt
hätte. Angesichts seiner tödlichen Krankheit hätte ihm auch niemand
Verantwortungslosigkeit vorwerfen können. Doch die Loyalität zu
Merkel war größer. Der Parteisoldat Bosbach hat gegen den Rebellen
gewonnen.
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