Karstadt ist neben dem Hauptstadtflughafen BER
eines der bekanntesten Dauersanierungsobjekte Deutschlands. Seit der
Insolvenz der Warenhauskette im Jahr 2009 haben sich schon einige
Eigentümer und Geschäftsführer an der Rettung der Kaufhäuser erprobt
– und versagt: Thomas Middelhoff, der sich jetzt wegen dubioser
Privatjetrechnungen vor Gericht verantworten muss, der Brite Andrew
Jennings, der es für eine gute Idee hielt, Karstadt dem Jugendkult
näherzubringen, Eva-Lotta Sjöstedt, die als Hoffnungsträgerin von
Ikea geholt wurde und nach wenigen Monaten das Handtuch warf.
Nun also kommt Stephan Fanderl aus Ingolstadt. Auch wenn Fanderl
große Erfahrungen im deutschen Einzelhandel hat, so wird er es mit
denselben Problemen zu tun bekommen wie seine Vorgänger:
Erstens: Er kann nicht alleine entscheiden. Karstadt gehört mit
Stumpf und Stiel der österreichischen Signa-Holding von René Benko.
Und Benko hatte Karstadt ursprünglich gekauft, weil er sich für die
Immobilien in den Einkaufsmeilen der Innenstädte interessierte.
Zweitens: Auch Fanderl hat kein passendes Konzept parat, wie man
das Geschäftsmodell Warenhaus retten kann.
Das allein würde ohnehin nicht reichen, denn intern läuft bei
Karstadt einiges schief: Von unzeitgemäßen Arbeitsverträgen bis
schwere Managementfehler ist alles vertreten. Die Systemfrage
„Funktioniert das Modell Warenhaus noch?“ würde da also zu kurz
greifen.
Fanderl bleibt bei der Sanierung der Warenhauskette erst einmal
nichts anderes übrig, als Standorte zu schließen. Er muss sparen.
Aber die Opfer müssten sich auch lohnen und einer Besserung dienen.
Ein überzeugendes Konzept zur internen Entrümpelung fehlt aber
bislang völlig. Die angekündigte Aufteilung in „Erlebnishäuser“ in
Großstadtlagen und „Nahversorger“ klingt jedenfalls nicht danach.
Fast könnte man meinen, Benko wartet ab, bis die Immobilien in den
teuren Einkaufsmeilen frei werden, um sie noch teurer zu vermieten.
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