Schwäbische Zeitung: Riskantes Versprechen – Kommentar

Die Bäume im Stuttgarter Schlossgarten waren
immer ein besonders emotionales Motiv des Widerstands der
Stuttgart-21-Gegner. Nicht zuletzt wegen Baumfällarbeiten eskalierte
vor gut einem Jahr der Protest. Auch in der Schlichtung ging es um
die alten Platanen und Rosskastanien. In der Realität zeigt es sich
aber, dass nicht alle Bestände zu retten sein werden. Das liegt nicht
am schlechten Willen der Bahn. Zwar sagt auch ihr Gutachter, dass aus
technischer Sicht nichts dagegen spricht, alle Bäume umzusetzen. Im
Prinzip zumindest. Doch die alten, mächtigen Bestände stellen die
Planer vor zu große Probleme. Das ist unerfreulich und ruft schon
wieder die Parkschützer auf den Plan, die einen Wortbruch sehen und
scharfe Proteste ankündigen. Vor allem zwei Gründe stehen einer
kompletten Umsiedlung der Bäume im Weg. Die Bahn will nach dem
Volksentscheid zügig handeln und noch vor Beginn der Vegetationszeit
das Baufeld für den Tiefbahnhof freiräumen. Vielleicht ließe sich
sogar noch über Bäume ganz am Rande des Areals verhandeln. Schwerer
wiegt die Tatsache, dass ein Versetzen oder Verschieben der Riesen
mit gewaltigen weiteren Eingriffen in den Park verbunden wäre. Denn
ein Wegtransport wie bei kleineren Gewächsen kommt nicht infrage.
Absurd wäre gar, wenn wegen der Versetzung von Bäumen an einen neuen
Standort andere Bäume gefällt werden müssten. Der Schlichterspruch
war in diesem Punkt zu riskant.

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