Russland will den Transitpartner Ukraine
ausschalten und Europa durch neue Leitungen in der Nordsee und im
Schwarzen Meer mit Gas versorgen. Auf den ersten Blick ist es eine
beruhigende Perspektive für Verbraucher in Westen. Im Energiegeschäft
kommt es auf Planbarkeit und Zuverlässigkeit an. Die vom Bürgerkrieg
zerrissene Ukraine kann beide Bedingungen nicht erfüllen.
Niemand wird etwas gegen eine stabile Versorgung haben. Doch die
Europäer müssen sich klar sein, was hier auf dem Spiel steht. Erdgas
ist eine strategische Ressource und für Moskau ein außenpolitischer
Hebel. Es geht dem Kreml jetzt nicht nur darum, sein Ansehen als
verlässlicher Lieferant zu wahren. Präsident Wladimir Putin zeichnet
mit der Pipeline Turkish Stream die energiepolitische Karte Europas
neu, um seinen Einfluss in Griechenland und unter den EU-Staaten auf
dem Balkan zu vergrößern. Sie werden von künftigen Transitgebühren
und Sonder-Lieferbedingungen profitieren – und vermutlich die
Hardliner in der EU bremsen, die Putin herausfordern wollen.
Die Umgehung der Ukraine böte Kiew eine Gelegenheit, um endlich
seine verhängnisvolle Gas-Abhängigkeit von Moskau zu überwinden. Aber
das Land wird wohl nicht genug Kraft für eine erfolgreiche Abnabelung
aufbringen.
Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de