Schwäbische Zeitung: Schmidts Vermächtnis – Kommentar

Es war wie ein Vermächtnis. Da erinnert sich ein
92-jähriger Altkanzler daran, wie er nach dem Krieg mit seiner Frau
Loki Wahlplakate gemalt hat. Er ruft damit Krieg, Leid und
Zerstörung, Wiederaufbau und wachsenden Wohlstand und Frieden in
Europa ins Gedächtnis. Wie ein Geschichtslehrer mahnt er die
Deutschen, ihre historische Last nicht zu vergessen. Führung in
Europa – wenn, dann bitte nur unauffällig, nur im Miteinander.

Schmidt appelliert an alle, die Deutschland als Zahlmeister sehen
und darüber vergessen, wie viel gerade Deutschland Europa zu
verdanken hat. Der greise Sozialdemokrat hat eine große europäische
Erzählung geliefert, er hat die Dimensionen Europas klargemacht, er
hat Sinn gestiftet. Er hat seine Partei an ihre eigenen Grundwerte,
an Solidarität, Gerechtigkeit und Freiheit erinnert. Und – für
Schmidt ungewöhnlich – an ein mitfühlendes Herz für Griechenland.

Dass Mitfühlen nicht nur pure Emotion, sondern auch Lernen aus der
Geschichte sein kann, das hat der große alte Kanzler der
Sozialdemokratie ins Stammbuch geschrieben.

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