Symbolgeladener hätte das Datum kaum sein
können. Schließlich steht der Reformationstag in der katholischen
Welt als Feiertag nicht allzu hoch im Kurs, das Hochfest
Allerheiligen wiederum pflegen Protestanten nicht gerade inbrünstig
zu feiern. Es waren aber exakt diese beiden Tage, an denen die
katholische Kirche und die im lutherischen Weltbund geeinten
reformierten Kirchen einen beachtenswerten Schritt in Richtung
Ökumene gegangen sind. Die Reise von Papst Franziskus nach Schweden
zu den Feiern am Beginn des Lutherjahres war für sich genommen schon
ein starkes Zeichen von Versöhnungsbereitschaft. Die Worte, die
Franziskus gefunden hat, das Dokument, das er zusammen mit dem
Präsidenten des lutherischen Weltbundes unterschrieben hat, könnten
in der Tat eine neue, dringend notwendige Dynamik in den ökumenischen
Bemühungen auslösen.
Wer noch mehr erwartet hatte, quasi den großen Befreiungsschlag,
der hatte zu viel erwartet. Der Weg zur eucharistischen Gemeinschaft
wird ein mühsamer bleiben. Den Bedenkenträgern auf beiden Seiten
stehen theologische, ideologische und pragmatische Argumente zuhauf
zur Verfügung. Es gibt eben nicht die eine reformierte Kirche,
sondern innerhalb des lutherischen Weltbundes viele kirchliche
Ausprägungen mit unterschiedlichen Glaubenswelten. Und es gibt
innerhalb der einen katholischen Kirche konservative Theologen, die
wenig Spielraum für Kompromisse sehen.
Aber vielleicht kommen die Christen unterschiedlicher Konfession
am besten dort voran, wo sie miteinander leben: in den Gemeinden.
Dieser Hinweis, den der Papst und der Präsident des lutherischen
Weltbundes gegeben haben, könnte tatsächlich ein Schlüssel zur Lösung
vieler Probleme sein. Trotz aller Irrungen und Wirrungen, die den Weg
zur Ökumene begleiten werden, bleibt eine Tatsache unumstößlich: Die
Nicht-Einheit ist ein Luxus, den sich die Christen nicht mehr leisten
können. Sie sind die weltweit am schlimmsten verfolgte
Religionsgemeinschaft, weil sie eine gemeinsame zentrale Botschaft
haben.
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