Wenige politische Projekte stoßen in
Baden-Württemberg auf so viel Widerstand wie neue Windräder.
Bürgerinitiativen wehren sich allerorten.
Die Frage nach dem ausreichenden Abstand zwischen Windmühlen und
Wohnhäusern sorgt auch in der grün-schwarzen Koalition immer wieder
für Zwist. Die Debatte mag an vielen Stellen hysterisch und abseits
der Fakten geführt werden. Dennoch ist die Furcht vor einer
verspargelten Landschaft zum Teil durchaus auch berechtigt.
Nun will die Landesregierung aus Grünen und CDU zwei Drittel der
landwirtschaftlichen Nutzfläche für große Solaranlagen freigeben.
Dabei muss sie sich gut überlegen, wie sie einer ähnlichen
Protesthaltung wie beim Windkraft-Ausbau begegnen will. Denn niemand
kann wollen, dass künftig glitzernde Solarpanels statt grüner Weiden
das Landschaftsbild entscheidend prägen. Deswegen ist es zum einen
sinnvoll, die Flächen für Photovoltaik auf höchstens 200 Hektar pro
Jahr zu begrenzen: Das ist bei einer gesamten landwirtschaftlichen
Fläche von 1,5 Millionen Hektar ein Bruchteil.
Zum anderen ergeben die Forderungen Sinn, ergänzende Richtlinien
zu verabschieden. Diese müssen zum Beispiel sicherstellen, dass unter
Solarpanels tatsächlich artenreiche Wiesen entstehen. Ebenso sinnvoll
ist es klarzustellen, dass wichtige Flächen zur
Lebensmittelproduktion oder Filetstücke des Naturschutzes erhalten
bleiben.
Selbstverständlich gilt: Klimaschutz muss sein. Deshalb führt am
Ausbau erneuerbarer Energien kein Weg vorbei. Doch die Skepsis an
vermeintlich unausweichlichen politischen Wegen wächst. Wer sinnvolle
Lösungen verfolgt, muss diese besser denn je erklären und auch bereit
sein, berechtigte Gegenargumente Ernst zu nehmen. Das gilt in der
Flüchtlingsfrage genauso wie beim schwierigen Spannungsfeld zwischen
Klima- und Naturschutz.
Die Akzeptanz der Photovoltaik war bisher groß. Damit das so
bleibt, gilt es, Fehler wie beim politischen Durchdrücken von
Windrädern zu vermeiden.
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