Schwäbische Zeitung: „Waghalsige Ansage“ – Kommentar zu Albigs Ansage, dass SPD und CDU 2017 nicht mehr auf Augenhöhe seien

So ganz Unrecht hat Torsten Albig ja auf den
ersten Blick gar nicht. Es ist in der Tat höchst unwahrscheinlich,
dass die SPD bis 2017 den Rückstand von etwa 15 Prozentpunkten auf
die Union aufholt und nach der Bundestagswahl 2017 den Kanzler
stellt. Und die SPD bringt ihre Themen in der Großen Koalition recht
gut unter. Ergo könnte man auch sagen: Lasst uns die Konzentration
auf die Juniorpartnerschaft in einer Koalition richten und auf den
Kanzlerkandidaten verzichten.

Doch indem Albig diese Einschätzung – vielleicht unbedacht im
Plauderton während eines längeren Interviews – herausposaunt,
betreibt er die FDPisierung der SPD und die Westerwellisierung des
Parteichefs Sigmar Gabriel. Es wäre nichts anderes als ein
Offenbarungseid, wenn die stolze deutsche Sozialdemokratie keinen
Kanzlerkandidaten mehr stellen und sich darauf beschränken würde,
eben irgendwie an der Regierung beteiligt zu sein. Entsprechend
harsch fallen die Antworten aus den eigenen Reihen aus. Sie klingen
nach verletztem Stolz. Und der politische Gegner lacht sich eins. Was
auch immer Albig zu seiner waghalsigen Ansage getrieben hat: Sie war
unklug.

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