Es ist schon erstaunlich, welche Allgemeinplätze
uns Bundesumweltminister Peter Altmaier zum Jahresbeginn als 
Neuigkeiten verkauft: Dass die Energiewende bisher wenig koordiniert 
voranholperte, ist längst bekannt. Dass insbesondere auf Bundesebene 
noch viele Hausaufgaben zu machen sind, ist genauso eine 
Binsenweisheit wie die Erkenntnis, dass ein weiter rasant kletternder
Strompreis weder im Interesse der Bürger noch der Wirtschaft ist. 
Natürlich müssen Gesetze überarbeitet, Netze ausgebaut und 
inflationäre Sonderbefreiungen von Unternehmen bei der EEG-Umlage 
hinterfragt werden. Das ist die Kernaufgabe von Altmaiers Ministerium
und bedarf erst dann großer Worte, wenn substanziell neue Vorschläge 
auf dem Tisch liegen.
   Schweigen herrscht hingegen da, wo es um Antworten auf die großen 
Fragen geht: Braucht Deutschland auch in 40 Jahren noch Atomstrom, 
wie Altmaiers Parteifreund, der EU-Energiekommissar Günther 
Oettinger, glaubt? Können wir uns erlauben, das umstrittene und in 
Niedersachsen erlaubte Erdgasfracking in ganz Deutschland zu 
verbieten? Und reicht es, von Anbieter zu Anbieter zu wechseln, um 
auch als Kleinverdiener künftig noch die Rechnung zahlen zu können? 
Und sind sich das FDP-geführte Wirtschafts- und das unionsgeführte 
Umweltministerium inzwischen einig, wohin die energiepolitische Reise
eigentlich gehen soll? Auf diese Fragen gibt uns Altmaier keine 
Antworten – zumindest nicht bis zur Bundestagswahl im kommenden 
Herbst.
   Wo die Politik keinen verlässlichen Rahmen setzt, sind die 
Menschen darauf angewiesen, privat zu handeln. Und das tun sie: 
Unternehmen bauen sich autarke Energieversorgungen auf, die auch 
Netzausfälle überstehen. Die großen Braunkohlekonzerne investieren 
Milliarden in Deutschland, weil sie auf eine Renaissance dieser 
dreckigen Energieform setzen. Und immer mehr Bürger ziehen sich im 
Wortsinn zu Hause warm an, weil ihnen eine gut geheizte Wohnung 
schlicht zu teuer wird. Ein Vertrauensbeweis der Bürger in die 
Politik sieht anders aus.
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