Im Wohnungsbau ist gut gemeint ist nicht gleich
gut gemacht: Jedes Gesetz, jede Verordnung, mit der die Politik das
Wohnen besser, energetischer und nachhaltiger machen will, hat für
sich nachvollziehbare Gründe: Wer ist schon für eine zubetonierte
Landschaft oder eine Deponie vor der eigenen Haustür? Wer kann etwas
gegen Energiesparen, langsamer steigende Mieten oder überdachte
Fahrradstellplätze haben?
In ihrer Gesamtheit führen die gut gemeinten Vorschriften aber
dazu, dass die Schaffung neuen Wohnraums und die Aufwertung des
Bestands dem Bedarf beharrlich hinterherhinkt. Dank der ungeplant
hohen Zuwanderung vor allem in den wirtschaftsstarken Südwesten
verschärft sich die Lage weiter: In Ballungsräumen wird die
Wohnungssuche zum nervenzehrenden Glücksspiel, während Hausbesitzer
in ländlichen Regionen teure Sanierungen aufschieben, weil die sich
vielleicht nie auszahlen. Die Investition in die eigenen vier Wände
oder das Mietobjekt rechnet sich nicht – obwohl Kredite derzeit
spottbillig sind und Anlegern renditestarke Alternativen fehlen.
So lange Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik getrennt einzelne
Auswüchse der Immobilienkrise angehen, bleibt der Kampf gegen knappen
Wohnraum Stückwerk. Es ist Zeit für eine konzertierte Aktion von
Politik, Verbänden und Experten, um Angebot und Nachfrage auf dem
Wohnungsmarkt im Sinne der Menschen wieder zusammen zu bringen. Wenn
dabei auch manche gut gemeinte Vorschrift über Bord geworfen wird,
wäre dies gut gemacht.
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