Die Zahlen wirken auf den ersten Blick
überschaubar, tun aber dennoch weh. 150 hochwertige Arbeitsplätze
werden in Ravensburg gestrichen, 300 in der Produktion in Heidenheim.
Vielleicht werden in Kürze die harten Einschnitte beim Anlagenbauer
Voith als Menetekel für eine gesamte Branche herhalten müssen.
Das traditionsreiche Unternehmen strukturiert sich neu, will sich
sogar von einer profitablen Sparte mit 18000 Mitarbeitern weltweit
trennen. Deutlich wird dabei trotz rhetorischer Kunstgriffe und
Marketing-Sprechblasen, dass Voith sehr viel Geld braucht, um in
Zukunft international bestehen zu können. Das Stichwort heißt
Industrie 4.0. Damit ist eine industrielle Revolution gemeint, bei
der die Digitalisierung den Ton angibt und bei der etablierte
Unternehmen Gefahr laufen, von innovativen Firmen mit
digital-vernetzten Produkten verdrängt zu werden. Das fahrerlose
Google-Auto ist so ein Beispiel. Doch was für Daimler, BMW oder
Volkswagen gilt, ist vor allem für die deutschen Maschinenbauer eine
riesige Herausforderung.
Bundeskanzlerin Angela Merkel rüffelte jüngst beim
Weltwirtschaftsforum in Davos die deutschen Manager. Bei Industrie
4.0 läge Deutschland ziemlich im Hintertreffen und die industrielle
Produktion sei somit in Gefahr. Der Wink galt vor allem dem vom
Mittelstand geprägten Maschinenbau. Und Voith ist dafür ein
Paradebeispiel.
Zu recht berühmt für seine hochwertigen Papiermaschinen, finden
diese immer weniger Abnehmer. Wer aber die Fabrik der Zukunft
beliefern will, muss mehr können als hochklassige Anlagen aufzubauen.
Maschinen und Roboter werden vernetzt und mit Chips und Sensoren
ausgestattet. Wer dabei nicht über genug eigenes Wissen verfügt, muss
es teuer erwerben. Voith hat sich deshalb im vergangenen Jahr beim
Augsburger Roboterhersteller Kuka eingekauft.
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