Schwäbische Zeitung: Zu Leihmutterschaft: Grenzen akzeptieren

Die traurige Geschichte um das mit einem
Herzfehler und dem Down-Syndrom geborene Baby Gammy, das von seinen
leiblichen Eltern angeblich bei der Leihmutter in Thailand
zurückgelassen wurde, rührt die Welt seit Tagen an und erhitzt die
Gemüter. Und sie führt in Deutschland nun zu einer neuen Diskussion
um eine Legalisierung der umstrittenen Leihmutterschaft: Sollen die
deutschen Gesetze so verändert werden, dass Frauen unter bestimmten
Bedingungen Kinder von Paaren austragen dürfen, die sich sonst ihren
Kinderwunsch nicht erfüllen könnten? Die Bundesregierung sagt: Nein.
Und sie hat am Ende Recht mit ihrer Haltung.

Ein nicht erfüllter Kinderwunsch ist ohne Zweifel dazu geeignet,
das Lebensglück der betroffenen Paare massiv zu beeinträchtigen.
Deshalb ist es richtig, diesen Paaren Unterstützung, mehr
Unterstützung als bisher zukommen zu lassen: Die Krankenkassen sind
einerseits aufgerufen, über ihre oft noch viel zu restriktive Praxis
der Kostenübernahme nachzudenken. Der Gesetzgeber täte andererseits
gut daran, die bestehenden Regelungen bei Adoptionen zu
entbürokratisieren und an die gesellschaftliche Wirklichkeit
anzupassen, indem er etwa auch Über-40-Jährigen realistische Chancen
auf ein Adoptivkind bietet.

Genauso ist der Gesetzgeber aber auch in der Pflicht, Einhalt zu
gebieten, wo es aus medizinischer, vor allem aber aus ethischer Sicht
notwendig ist. Ein Menschenleben ist so wertvoll, dass es niemals zum
Gegenstand eines Vertrags zwischen zwei Parteien werden darf. Und
nichts anderes ist eine Vereinbarung über eine Leihmutterschaft
letztlich. Da werden alle Beteiligten – Leihmutter und die Eltern mit
Kinderwunsch gleichermaßen – Partner in einem Geschäft, dessen
Reichweite sie beim Vertragsabschluss gar nicht überblicken können.

Nicht alles, was medizinisch machbar ist, darf auch gemacht
werden. Es steht uns in Deutschland gut zu Gesicht, wenn wir – gegen
einen Trend – trotz der voranschreitenden Möglichkeiten letzte
Grenzen bedingungslos akzeptieren.

Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de

Weitere Informationen unter:
http://