Schwäbische Zeitung: Zuckerbergs schärfste Waffe

Die Kampfansage an die Konkurrenz hätte
deutlicher nicht sein können: Facebook kauft den
Kurznachrichtendienst WhatsApp für 19 Milliarden Dollar – und rüstet
damit im Kampf um Reichweite, Daten und Werbeeinnahmen gehörig auf.
Der Hauptkonkurrent Google ist zum ersten Mal ausgestochen worden.
Geht es nach Mark Zuckerberg, ist es nicht das letzte Mal gewesen.

Im Kampf der beiden großen Internetkonzerne kann WhatsApp eine von
Facebooks schärfsten Waffen sein. Der Dienst hat sich bisher für 450
Millionen Menschen als kostengünstige SMS-Alternative etabliert:
Sportler koordinieren dort ihre Wettkämpfe. Studenten verabreden sich
zu Lernabenden. Schüler organisieren ihre Freizeit. WhatsApp ist fest
verankert im Alltag vieler. Der Dienst hat einen enormen Zulauf vor
allem von jungen Nutzern. Von jenen Menschen also, die zur
sogenannten werberelevanten Zielgruppe gehören. Werbung ist die
Haupteinnahmequelle von Facebook. Die Übernahme von WhatsApp ist
daher nur logisch. Dort, wo sich viele Menschen tummeln, lässt sich
gutes Geld mit Werbung verdienen.

Der zu erwartende Aufschrei von Datenschützern geht dabei übrigens
am Thema vorbei. Natürlich schluckt hier eine Datenkrake die andere.
Und natürlich ist es Zuckerbergs Intention, Profit zu machen. Das ist
dem Chef eines börsennotierten Unternehmens aber nun wirklich nicht
vorzuwerfen. Facebook ist mit oder ohne WhatsApp nur so gut oder
schlecht, wie es die Menschen nutzen: Wer sich informiert, kann seine
Daten schützen. Und wer gar kein Risiko eingehen möchte, der nutzt
Alternativdienste oder gar nichts. So einfach ist das.

Der WhatsApp-Deal sollte Anlass dazu sein, in der breiten
Öffentlichkeit endlich konsequent über Medienerziehung zu
diskutieren. Wie können junge und auch alte Menschen den richtigen
Umgang mit diesen Plattformen lernen? Bildungspolitiker sind hier in
der Pflicht. Und auch Eltern sollten sich interessieren und sich mit
den neuen Möglichkeiten der Kommunikation beschäftigen. Den Nutzern
kann es dann – zumindest erst mal – recht egal sein, welches
Unternehmen zu wem gehört.

Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de

Weitere Informationen unter:
http://