Nein, auch dieser Papst hat keine Wunder
vollbracht. Zumindest nicht jene, die sich viele seiner katholischen
Landsleute im religiös immer noch gespaltenen Deutschland erhofften.
Dafür hat Joseph Ratzinger Größe vorgelebt, vor allem in der
Festigkeit seines Glaubens.
Er war keiner, der unerfüllbare Hoffnungen weckte. Aber einer, der
die Überzeugung lebte, dass Glauben nur jenseits der Moden und der
Beliebigkeit von Dauer sein kann.
Es ist auch die bescheidene Dimension seines Abschieds, die diesen
Papst besonders macht. Kein großes Theater, sondern das eher leise
„Servus“ eines Mannes, der sich und seine Kräfte bis zuletzt nie
überschätzt hat. Gerade damit setzt er Akzente für eine Kirche
jenseits der Allmachtsfantasien in einer zunehmend säkularen Welt.
Und mit einer für Benedikts Maßstäbe sehr einfachen Botschaft: Wenn
es stürmt und Schiffbruch droht, sitzt Gott mit den Seinen im Boot.
Die Kirche unserer Tage kann solchen Beistand dringend brauchen.
Dieser Abschied relativiert in seiner mutigen Bescheidenheit auch
den überzogenen Anspruch der „Wir sind Papst“-Schlagzeilen, die
Benedikts Wahl begleiteten. Er ließ sich nicht verleiten, ein
deutscher Papst zu sein. Er war und blieb der Papst einer Kirche, die
weltweit überzeugen muss, um zu bestehen. Dies, zumal diese Kirche in
diesen Jahren auch in ihrer Schwäche erkennbar wurde – mit sündigen
Priestern, vatikanischen Intrigen und, nicht selten, auch in ihrer
Ohnmacht als moralische Instanz.
Wer mag, kann glauben, dass diesem Pontifikat mehr Anpassung an
den Zeitgeist gut getan hätte. Aber solches Denken bleibt die Antwort
schuldig, wie viel Zerrissenheit ein Papst riskieren darf.
Das Mühen um die Einheit seiner Kirche wurde Benedikt nicht sehr
gedankt. Von den ungeduldigen Reformern nicht, und auch nicht von
jenen frommen Gläubigen, die am liebsten keinerlei Veränderung dulden
wollen. Benedikt hinterlässt eine Kirche, wie er sie bei seinem
Amtsantritt vorgefunden hat. Das ist in diesen Zeiten keine kleine
Leistung.
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