SIBB e. V.: IT-Staatsvertrag benachteiligt mittelständische IT-Industrie

IT-Standards müssen regionale Wirtschaftsinteressen berücksichtigen

Berlin – Der IT-Branchenverband SIBB e. V. – http://www.sibb.de/– weist auf die Risiken des Staatsvertrags für die Standardisierung des Datenaustausches in der Bundes- und Landesverwaltung hin. Die Interessensvertretung der fast 4.000 vornehmlich kleineren und mittleren IT-Anbieter und -Dienstleister an Deutschlands zweitgrößtem IT-Standort sieht die Verankerung “bestehender Marktstandards“ durch Bund und Länder als potenzielles Risiko für den IT-Mittelstand, künftig von den Standards einzelner Großanbieter abhängig zu sein. Der Branchenverband plädiert für die Nutzung offener Standards.

Peer-Martin Runge, Geschäftsführer des IT-Branchenverbandes SIBB e. V.:

“Die Abhängigkeit von Technologien einzelner Großanbieter kann unterm Strich teuer werden, da “Marktstandards“ zur Abhängigkeit von Lizenzmodellen führen können. So könnte jeder Bürger gezwungen sein, beim “digitalen Gang aufs Amt“ Software zu nutzen, die von wenigen Herstellern angeboten werden. Die kleineren und mittelgroßen Anbieter von Fachanwendungen hätten kaum eine Chance, spezielle Problemlösungen anzubieten, die ihren Dienst unabhängig von Herstellerstandards leisten. Im Gegensatz zu Großanbietern verfügen kleinere IT-Unternehmen nicht über die erforderlichen Ressourcen, sich in Standardisierungsgremien aktiv zu engagieren.“

Die IT-Industrie der Hauptstadtregion fordert den Einsatz offener Standards auf allen Ebenen der Verwaltung. Dies können sowohl anerkannte Standards aus der Open-Source-Welt als auch allgemein verfügbare Industriestandards nach ECMA, OASIS und SAGA sein. Als erfolgreiches Beispiel für die Nutzung gemeinsamer offener Standards nennt der SIBB e. V. die xÖV-Standards im Rahmen des Projektes Bremen Online. Die Benachteiligung durch komplexe, herstellerabhängige Standards führt womöglich zu einer Wettbewerbsverzerrung zu Lasten des deutschen IT-Mittelstands. Im Gegenzug fördert die Übernahme von “Marktstandards“ das Geschäft von Großanbietern, ihre Produkte international einheitlich vertreiben zu können.

Die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg

Fast 4.000 IT-Unternehmen bieten in der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg Consulting, Software und IT-Services an. Mehr als 50.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter optimieren Geschäftsprozesse, installieren, warten und pflegen IT-Systeme für Produktion, Dienstleistung, Handel, Handwerk und öffentliche Verwaltungen. Laut DIW-Studie “Wachstumschancen für Berlin“ zählt die IT-Industrie der Hauptstadtregion auf Grund ihrer positiven Beschäftigungsentwicklung zu den zukunftsweisenden Wachstumsbranchen.

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Quellenverweise:

Gesetzesentwurf zum IT-Staatsvertrag:
http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/004/1700427.pdf

Berliner Antrag zur Verhindung marktbeherrschender Standards:
http://www.parlament-berlin.de/ados/16/IIIPlen/vorgang/d16-3057.pdf

Pressekontakt:
Thomas Keup, Pressesprecher SIBB e. V.
Tel. 030 / 23 18 57 18, Mobil 0171 – 4 18 00 84
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