Sigmar Gabriel zum 100. Todestag von Paul Singer

Der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands Sigmar Gabriel würdigt den vor 100 Jahren verstorbenen SPD-Politiker Paul Singer mit folgenden Worten:

Vor 100 Jahren, am 31. Januar 1911, starb Paul Singer im Alter von 67 Jahren. Von 1890 bis 1911 war er zunächst gemeinsam mit Alwin Gerisch, von 1892 an zusammen mit August Bebel Vorsitzender der SPD. Auch der Fraktion der SPD im Reichstag stand er seit 1890 bis zu seinem Tod vor.

Paul Singer ist eine der großen historischen Figuren der deutschen Sozialdemokratie. Seine Beisetzung auf dem Zentralfriedhof Lichtenberg in Berlin-Friedrichsfelde wurde zu einer der größten Kundgebungen der deutschen Arbeiterbewegung. Fast eine Million Teilnehmer verwandelten das Ereignis in ein Staatsbegräbnis für einen ausgegrenzten Sozialdemokraten, dem im Kaiserreich Staatsämter verwehrt wurden.

Paul Singer war kein typischer Sozialdemokrat seiner Zeit. Er war bürgerlicher Herkunft. Als Handlungsgehilfe startete er seine berufliche Entwicklung. Doch Paul Singer stieg rasch zu einem erfolgreichen Fabrikanten auf, ehe er sich ganz der Politik verschrieb. Das gab ihm die Möglichkeit, soziale Einrichtungen und publizistische Aktivitäten der jungen Sozialdemokratie finanziell zu unterstützen.

Paul Singers politischer Weg begann in der linksliberalen „Deutschen Fortschrittspartei“. Unter dem Einfluss von August Bebel und Wilhelm Liebknecht wandte er sich 1868 dem Berliner Arbeiterverein zu und beteiligte sich noch im gleichen Jahr an der Gründung des „Demokratischen Arbeitervereins“. 1869 trat er der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei bei. Er blieb auch während der Verfolgung unter dem Sozialistengesetz politisch aktiv und wurde dafür ausgewiesen und drangsaliert. Auch wegen seiner jüdischen Herkunft war er besonderer öffentlicher Kritik ausgesetzt.

1879 initiiert Paul Singer die Gründung der Zeitschrift „Sozialdemokrat“. 1883 wurde er Stadtverordneter in Berlin, ein Jahr später auch Reichstagsabgeordneter. Beiden Parlamenten gehört er bis zu seinem Tod im Jahre 1911 an. In all seinen Ämtern und Funktionen zeigte Paul Singer die Fähigkeit zum Ausgleich zwischen den Strömungen seiner Partei. Er war prinzipientreu, ohne sich pragmatischer Politikansätze zu verweigern.
Paul Singer war einer der ersten führenden Sozialdemokraten, die sich in der Kommunalpolitik engagierten. Er wurde durch sein Engagement und seine Überzeugungen Vorbild. Paul Singer wurde weit über die Grenzen der Sozialdemokratie hinaus als tätiger Humanist mit sozialem Gewissen und als ein Mann gewürdigt, welcher der Sache des demokratischen Sozialismus mit voller Hingabe diente. Wir Sozialdemokraten und Sozialdemokratinnen erinnern uns heute an einen Mann, der die SPD in besonderer Weise geprägt hat.

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