Sonntag aktuell: Kommentar zuÄgypten

In den dreistufigen Parlamentswahlen in Ägypten
haben die Islamisten eine noch größere Mehrheit errungen als
ursprünglich erwartet. Folgt auf den so hoffnungsfroh begonnenen
„arabischen Frühling“ unweigerlich ein düsterer „arabischer Winter“?
Das muss nicht so sein. Hauptgrund für die Popularität der Islamisten
ist, dass sie ihren vielen armen Landsleuten mit Wohltätigkeit
aushalfen, wo das alte Regime erbärmlich versagt hatte. Und sie
stehen im Ruf, dass sie Probleme lösen können. Eine immer schlechtere
Wirtschaftslage untergräbt freilich das Demokratie-Experiment am Nil.
Vor allem die vielen jungen Leute fordern neben politischer
Mitsprache Bildung und Jobs. Ägypten braucht dringend Reformen, wenn
es privates Unternehmertum fördern und Auslandsinvestitionen anziehen
will. Dass die Muslimbrüder mit anderen Parteien einen
wirtschaftspolitischen Konsens anpeilen, klingt ermutigend. Denn
sollte sich keine Verbesserung der Lebensverhältnisse abzeichnen,
wird bei der neuen Parlamentsmehrheit die Versuchung größer, mit
islamistischer Symbolpolitik von ihrem Versagen abzulenken.

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Sonntag aktuell
Joachim Volk
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