Stange: Vom ersten Tag an gegen Bildungsarmut vorgehen

Zu dem heute im Bundeskabinett vorgelegten Berufsbildungsbericht 2010 und den Vorschlägen von Bundesbildungsministerin Schavan erklärt die Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Bildung in der SPD, Dr. Eva-Maria Stange:

Frau Schavan verkennt die wahren Ursachen von Bildungsarmut in Deutschland. Die entscheidenden Weichen werden schon im frühen Kindesalter gestellt. Deshalb muss die Bundesbildungsministerin mit ihrer Kollegin Schröder reden, die rein gar nichts dafür tut, den gesetzlich garantierten Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ab dem ersten Lebensjahr bis 2013 wirklich umzusetzen.

Bund und Länder müssen den Ausbau der Ganztagsbetreuung gemeinsam voranbringen. Und zwar im Kindergarten wie in der Schule. Schulsozialarbeiter, Schulpsychologen, begleitende Schulassistenten und Praktiker aus der Gesellschaft brauchen wir nicht erst in den letzten Schuljahren zum Zweck der Berufsorientierung. Eine gute Schule braucht diese Menschen vom ersten Schultag an, um alle Schüler gleichermaßen in ihrem Lernprozess zu unterstützen. Das wäre in jedem Falle sinnvoller, als einer kleinen Gruppe vermeintlich abschlussgefährdeter Schüler mit Bildungslotsen vor Augen zu führen, dass sie zu den Verlierern gehören.

Bund, Ländern und Unternehmen müssen aufhören, Jahr für Jahr zu beklagen, dass Schüler angeblich die Voraussetzungen für eine Berufsausbildung nicht mitbringen. Stattdessen müssen die richtigen Schlüsse gezogen und dann auch umgesetzt werden: Richtig ist, dass Hauptschulen endlich abgeschafft werden müssen. Sie führen nicht zu einem anerkannten und ausreichend qualifizierenden Abschluss. Richtig ist auch, dass das Übergangssystem, in dem zahlreiche Jugendliche von Maßnahme zu Maßnahme wandern und in Wahrheit kaum eine Chance auf einen anerkannten Berufsabschluss haben, viel Geld kostet und offensichtlich keine Lösung ist. Und richtig ist sicher auch, dass berufliche Praxis und Orientierung in der Schule früher anfangen muss als in der siebten Klasse.

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