Stasi-Unterlagenchef warnt vor Daten-Missbrauch bei Facebook / „Da müssen Sicherungssysteme eingebaut werden“ / „Facebook hätte Untergang der DDR beschleunigt“

Der Chef der Stasi-Unterlagenbehörde Roland Jahn
verlangt neue Regeln gegen den Missbrauch von Daten in sozialen
Netzwerken. „Die Gefahr bei Facebook ist, dass Menschen benutzt
werden für Dinge, über die sie nicht Bescheid wissen“, sagte Jahn der
taz-Wochenendausgabe. Es gehe nicht, dass Daten gespeichert blieben,
obwohl der Nutzer meine, sie gelöscht zu haben. Daten dürften auch
nicht einfach weitergegeben werden.

„Das nimmt dem Bürger sein Selbstbestimmungsrecht“, sagte Jahn der
taz. „Der Missbrauch der Daten muss unterbunden werden.“ Die
Aufklärung bei Facebook und anderen Netzwerken dürfe nicht klein
gedruckt und nebenbei laufen. „Wenn etwa Profile über mein Verhalten
erstellt werden, will ich das vorher wissen. Das findet nicht
ausreichend statt. Da müssen Sicherungssysteme eingebaut werden.“

Jahn wandte sich dagegen, Facebook mit der Staatssicherheit der
DDR gleichzusetzen. Dies verharmlose den SED-Staat. Zudem strahle das
Netzwerk Freiheit aus. „Aber die Erfahrung mit der Stasi muss uns
sensibel machen für die Gefahr von Datenmissbrauch.“

Jahn wurde in der DDR als Regimegegner überwacht und inhaftiert.
Auf die Frage, was die Geheimpolizei der SED mit der Technik von
Facebook gemacht hätte, sagte er: „Sie hätte sie brutal genutzt.“
Andererseits sei freie Information immer Gift für eine Diktatur.
„Facebook hätte den Untergang der DDR beschleunigt.“

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