stern: Affäre bei Aktionärsschützern weitet sich aus – Verdächtige E-Mail von SdK-Chef Schneider entdeckt

Im Ermittlungsverfahren um mögliche
Marktmanipulationen von Aktionärsschützern gerät der
Vorstandsvorsitzende der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK),
Klaus Schneider, zunehmend in Bedrängnis. Die Münchner
Staatsanwaltschaft stellte einen E-Mail-Verkehr sicher, in dem sich
Schneider nach Möglichkeiten erkundigt, mit denen man auf sinkende
Aktienkurse im Fall des börsennotierten Unternehmens Wirecard wetten
kann.Das berichtet das Hamburger Magazin stern in seiner neuen, am
Donnerstag erscheinenden Ausgabe.

Die verdächtige Mail stammt vom 17. Juni 2008 und ist an den
damaligen SdK-Vize Markus Straub gerichtet, der heute zum Kreis der
Beschuldigten zählt. Schneider bittet darin um eine Übersicht so
genannter Put-Instrumente. Mit solchen Papieren setzen Spekulanten
auf fallende Börsenkurse. Am Abend des selben Tages schickt Straub
die gewünschte Übersicht mit der Anmerkung: „Ich denke, dass
Letzteres am interessantesten ist.“

SdK-Chef Schneider hatte Wirecard auf der Hauptversammlung des
Unternehmens am 24. Juni 2008 öffentlich scharf kritisiert und die
Bilanzierungspraxis in Frage gestellt. Der Kurs der Aktie war damals
um bis zu 60 Prozent abgestürzt. Später wurde bekannt, dass Straub
sowie andere Beteiligte auf den Kursverfall gesetzt hatten und den
Ermittlungen zufolge rund 5,8 Millionen Euro an Gewinn eingestrichen.

Den Mail-Wechsel werten die Ermittler nun laut stern als Indiz
dafür, dass Schneider zumindest von den Spekulationen wusste. Sie
hegen zudem den Verdacht, dass der SdK-Chef auch selbst solche
Transaktionen tätigte; dafür gibt es aber offenbar bislang keine
Belege. Schneider sowie die SdK bestreiten die Vorwürfe: Der Chef der
Schutzgemeinschaft habe weder selbst spekuliert noch sei ihm damals
von Spekulationen berichtet worden. Schneider habe sich lediglich aus
Interesse über „Derivate, mit denen Anleger auf eine Überbewertung
des Unternehmens reagieren können“, informieren lassen, erklärt die
SdK die Mails.

Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit gegen 32
Personen – darunter Vermögensverwalter und Börsenbrief-Herausgeber –
wegen des Verdachts der Kursmanipulation und des Insiderhandels. Im
Zuge einer Großrazzia war im September 2010 auch die Zentrale der SdK
in München durchsucht wurden.

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