In der Berateraffäre gerät das
Verteidigungsministerium weiter unter Druck. Wie der stern unter
Berufung auf interne Unterlagen aus dem Ministerium berichtet, gab
die damalige Staatssekretärin Katrin Suder persönlich am 13. April
2017 gut zwei Millionen Euro für einen Beratungsauftrag zur
IT-Steuerung frei, von dem gemäß der ihr übermittelten Unterlagen
auch das Beratungsunternehmen Accenture profitieren sollte. Der
zuständige Referatsleiter hatte Suder per Vorlage ausdrücklich
gebeten, auch eine dazugehörige Kooperationsvereinbarung mit dem
Bundesverwaltungsamt (BVA) zu billigen. In dieser Vereinbarung waren
die Namen der zu beauftragenden Berater von Accenture aufgeführt,
darunter der des mit Suder persönlich bekannten Beraters Timo
Noetzel.
Suder hatte noch im März 2019 durch eine Anwältin gegenüber der
Zeitschrift „Capital“ erklären lassen, sie habe „nicht“ über
„Millionenbudgets für externe Berater entschieden“. Bei dem Auftrag
vom April 2017 bezahlte das Verteidigungsministerium Accenture als
Unterauftragnehmer der Firma Pwc Strategy+. Pwc unterhielt damals
eine Rahmenvereinbarung mit dem Bundesverwaltungsamt, über die die
Firma der Bundesregierung Beratungsdienste über „IT-Top-Management-
und IT-Strategieberatung“ zulieferte. Laut der von Suder gebilligten
Kooperationsvereinbarung war Noetzel als „Senior Experte“ nach
Preisstufe I eingestuft. Pwc berechnete für ihn daher einen Tagessatz
von 1705 Euro. Für die entsprechenden Tagessätze verlangte die
Rahmenvereinbarung von Pwc mit dem Bundesverwaltungsamt mindestens
sechs Jahre „allgemeine IT-Beratungserfahrung“ sowie außerdem
mindestens zwei Jahre Beratungserfahrung „im Bereich
IT-Top-Management“. Nach dem stern vorliegenden Unterlagen ist
unklar, ob der studierte Politologe Noetzel über solche
IT-Erfahrungen verfügte. Der mit Noetzel gut bekannte
Bundeswehrgeneral Eckard Bühler hob in einer internen Befragung im
November 2018 dessen „Expertise als Konfliktforscher“ sowie seine
„Analysen zum Einsatz in Afghanistan“ hervor. Laut der Vereinbarung
mit dem Bundesverwaltungsamt (BVA) war Pwc verpflichtet, bei
Einzelaufträgen für jeden Berater einen ausgefüllten Lebenslauf
inklusive „drei passender Projektreferenzen“ vorzulegen.
Das Verteidigungsministerium wollte sich zu Detailfragen nicht
öffentlich äußern und verwies auf die „aktuellen Betrachtungen im
Untersuchungsausschuss“. Pwc teilte mit, man könne sich zwecks
„Wahrung der Kundenvertraulichkeit“ zu Fragen nicht äußern. Die Firma
halte sich aber „grundsätzlich immer strikt an die Regularien des
Rahmenvertrages“ zum IT-Top-Management und der IT-Strategieberatung.
Der Sprecher von Accenture schrieb: „Nach unserem Verständnis hat das
BVA gemäß der vorgesehenen Prozesse die von uns vorgelegten
Unterlagen überprüft.“
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