stern: Exportsperren wegen Salmonellen bei Wiesenhof

Tiefkühl-Hähnchen von Wiesenhof sind entgegen
eigener Angaben des Unternehmens in der Vergangenheit wiederholt
wegen Salmonellen für den Export gesperrt worden. Das berichtet das
Hamburger Magazin stern in seiner neuen, am Mittwoch erscheinenden
Ausgabe. Das Magazin beruft sich dabei auf interne Unterlagen der
Hygieneaufsicht des Landes Sachsen-Anhalt.

Betroffen ist der Wiesenhof-Schlachtbetrieb in Möckern bei
Magdeburg, in dem Deutschlands größter Geflügelproduzent jährlich
rund 40 Millionen Hühnchen verarbeitet – meist zu Tiefkühlware.
Wiesenhof rühmt sich, seine Produkte aus dem Schlachthof seien
„nachweisbar frei von Salmonellen“.

Den Papieren zufolge wurden seit 2008 allerdings in mindestens
drei Fällen Exportsperren gegen Wiesenhof in Möckern verhängt.
Zuletzt stoppte Russland im März 2011 die Lieferung. In einem
behördeninternen Schreiben des zuständigen Veterinäramtes heißt es
dazu: „Neben der jetzigen Sperre durch die Russische Föderation wegen
Nachweises von Salmonellen gab es in der Vergangenheit (August 2008
bis Februar 2009) bereits analoge Feststellungen und Sperrungen –
ebenfalls Russische Föderation und Dänemark.“

Der Salmonellen-Befund in einer Lieferung an Aldi in Dänemark von
Januar 2009 zeigt zudem die Gepflogenheiten der Branche auf.
Wiesenhof gibt an, in skandinavischen Ländern herrsche „Null-Toleranz
bei Salmonellen“. Der Dänemark-Fall zeigt nun, dass alle anderen
Abnehmer, die nicht unter die Null-Toleranz-Sperre fallen, offenbar
auch geschlachtete Tiere erhalten können, obwohl diese positiv auf
die Keime getestet wurden.

Aldi Dansk trat ausweislich der Dokumente erst im Februar 2009 der
Salmonellen-Sperre bei. „Daher“, so heißt es in einem Schreiben der
Veterinäre, aus dem der stern zitiert, seien „auch Tierkörper aus
positiven Herden geliefert“ worden. Die Tiere waren Ende November bei
Wiesenhof in Möckern verarbeitet worden. „An diesen Tagen wurden
150.000 Tiere geschlachtet“, so das Veterinärsschreiben, „von denen
120.000 Tiere“ bereits in einem Test beim Mäster „Salmonellen positiv
waren“.

Die Aufsichtsbehörden des Landes Sachsen-Anhalt hatten bei
Wiesenhof in Möckern zuletzt wiederholt gravierende Hygienemängel
beanstandet: etwa eine unzureichende Kühlung der Schlachtkörper,
Schimmelbefall an der Decke der Fertigungshalle sowie die
Verschmutzung von Tierkörpern beim Ausnehmen mit Fäkalien. Die
Zulassung des Betriebs wurde im August 2010 an strenge Auflagen und
Bedingungen geknüpft (stern Nr. 18/2011).

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