Der TV-Moderator Günther Jauch mischt sich in den
Streit um fragwürdige Immobiliengeschäfte im Land Brandenburg ein.
Wie das Hamburger Magazin stern in seiner am Donnerstag erscheinenden
Ausgabe berichtet, beklagte sich der Journalist jetzt in einem
Schreiben an den Potsdamer Oberbürgermeister Jann Jakobs über ein
Privatisierungspaket, das noch Jakobs Amtsvorgänger, der heutige
Brandenburger Ministerpräsident Matthias Platzeck (beide SPD), zu
verantworten hatte.
Der holsteinische Investor Theodor Semmelhaack konnte im Jahr 2000
unter Platzecks Ägide um die 100 Immobilien mit über 1100 Wohnungen
von einer städtischen Potsdamer Gesellschaft erwerben, ohne dass
EU-Vorgaben für ein transparentes Bieterverfahren berücksichtigt
worden waren. Jauch, der seit Mitte der 90er Jahre in Potsdam lebt
und dort selbst eine Reihe von Häusern besitzt, mutmaßte jetzt in
seinem Schreiben an Jakobs, dass der seinerzeitige Verkauf „unter
Bedingungen“ stattfand, „die nahelegen, dass außer Herrn Semmelhaack
kein anderer beim Erwerb zum Zuge kommen sollte“.
Semmelhaack selbst hatte bereits im August 2009 insgesamt 29 der
im Jahr 2000 von der Stadt erworbenen Häuser anderen Investoren
anbieten lassen, darunter auch Jauch. Die 29 Häuser, die er für
umgerechnet 8,5 Millionen Euro erworben hatte, ließ er jetzt für
insgesamt 18,2 Millionen Euro offerieren; einige wenige davon hatte
er in der Zwischenzeit sanieren lassen.
Moderator Jauch erkundigte sich bereits damals bei der Stadt, auf
welchem Weg Semmelhaack an diese Immobilien gekommen war, erhielt
nach dem stern vorliegenden Unterlagen aber keine klare Antwort.
Jetzt hält Jauch dem Oberbürgermeister vor, ihm keinen reinen Wein
eingeschenkt zu haben. Inzwischen wisse er ja aus den Medien, „dass
dieser Vorgang anscheinend von höchster Brisanz war und Ihnen ja die
Vorwürfe aus den eigenen Prüforganen durchaus bekannt waren“.
In der Tat hatte das Potsdamer Rechnungsprüfungsamt seinerzeit die
Verkäufe an Semmelhaack gerügt. Jakobs und Platzeck wie auch
Semmelhaack wiesen aber bisher alle Vorwürfe als unbegründet zurück.
Der im holsteinischen Elmshorn ansässige Investor spendete ab 2006 an
zwei von SPD-Landesministern geführte Potsdamer Sportvereine sowie im
Jahr 2010 auch an die Brandenburger SPD. Alle Beteiligten bestreiten
aber einen Zusammenhang zwischen der seinerzeitigen
Immobilienprivatisierung und den Spenden und Sponsoringzahlungen.
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