stern liegt internes Papier vor „Mobbing-Leitfaden“ bringt Deutsche Post AG in Erklärungsnot

Führungskräfte der Deutschen Post AG haben eine
Art Leitfaden zum Umgang mit Low-Performern entwickelt. Das Papier
heißt „Umgang mit auffälligen Kräften in der Ist-Zeit“. Es liegt dem
stern vor. Als „auffällig“ gelten bei der Post offenbar jene
Zusteller, die zu langsam arbeiten und zu viele Überstunden anhäufen.
Auf Anfrage des stern räumte die Deutsche Post AG die Existenz des
Papieres ein, distanzierte sich aber von den Inhalten.

„Die Vorschläge wurden nie umgesetzt“, so ein Sprecher der Post.
Doch allein die Existenz des Papiers verrät viel über die Mentalität
von Post-Managern und über den Leistungsdruck, der im Konzern
herrscht.

So teilen die Führungskräfte laut dem Papier ihre langsamen Boten
in vier „Typen“ ein. Typ eins etwa arbeitet „zuverlässig“, aber
„extrem langsam“; Typ zwei sei „uneinsichtig“ und
„beratungsresistent“, kurz: „Motzbrüder“ mit „negativer
Grundeinstellung“. Bei Typ drei handle es sich um „Sozialfälle“, die
für die Briefzustellung „ungeeignet“ seien. Typ vier wiederum könne
wegen seines „hohen Alters“ den Schalter nicht mehr umlegen.

Als „Maßnahme“, um die Leistung solcher Mitarbeiter zu steigern,
empfehlen die Führungskräfte beispielsweise samstags und montags oder
vor Feiertagen nie freizugeben oder Gespräche mit dem Ziel zu führen,
Überstunden verfallen zu lassen.

Christiane Brors, Professorin für Arbeitsrecht an der Universität
Oldenburg, sieht in den Typisierungen, die die Post vornimmt, einen
„massiven Eingriff in das Persönlichkeitsrecht der Arbeitnehmer.“ Auf
Anfrage des stern sagte ein Sprecher der Post: „Besagte Unterlage ist
vor längerer Zeit in einer einzelnen Niederlassung entstanden. Der
Fall wurde zusammem mit dem Betriebsrat aufgeklärt.“

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stern.

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Gruner+Jahr, stern
Dirk Benninghoff
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