Der Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall
bereitet eine Beteiligung an der Produktion von Panzern in der Türkei
vor. Nach Informationen des stern, der türkischen Exilredaktion
Özgürüz und des Recherchezentrums Correctiv sind die Vorbereitungen
bereits weit gediehen. Wie der stern berichtet, sucht Rheinmetall zur
Zeit Manager und Ingenieure für die Entwicklung und Produktion
gepanzerter Fahrzeuge „an den Standorten Istanbul und Izmir“. Das
Unternehmen bestätigte, dass es mit 40 Prozent an dem neuen
Gemeinschaftsunternehmen namens RBSS beteiligt ist. Weitere Teilhaber
sind die türkische Firma BMC des Geschäftsmanns Ethem Sancak sowie
die Holding Etika Strategi aus Malaysia.
„Dass der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall gerade jetzt in die
Panzerproduktion in der Türkei einsteigt, ist ein ungeheuerlicher
Vorgang“, sagte die Linken-Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen dem
stern. Das Vorhaben sei geradezu „verbrecherisch“. Rheinmetall
verteidigte hingegen die Pläne für die Rüstungsproduktion am
Bosporus. Die Türkei sei „ein voll integrierter Nato-Partner“ und bis
heute ein EU-Beitrittskandidat. In Izmir baut die
Rheinmetall-Partnerfirma BMC heute schon Lkw und Militärfahrzeuge.
Über den Standort des neuen Unternehmens gibt es laut Rheinmetall
„noch keine endgültige Entscheidung“. Östlich von Istanbul hat sich
BMC aber bereits ein 222 Hektar großes Areal für eine neue
Produktionsstätte für gepanzerte Fahrzeuge gesichert, in der
Ortschaft Ihsaniye bei Karasu an der Schwarzmeerküste. BMC hat sich
laut Rheinmetall überdies bereits um einen Auftrag zur Nachrüstung
älterer Leopard-Panzer beworben, die die türkische Armee in ihrem
Bestand hat. Das Gemeinschaftsunternehmen beabsichtige überdies, für
die Produktion eines eigenen türkischen Kampfpanzers vom Typ Altay
„an der Ausschreibung teilzunehmen“.
Nach Recherchen von stern, Özgürüz und Correctiv profitiert
zugleich der Sohn des türkischen Präsidenten Recep Tyyip Erdogan,
Bilal, indirekt von der Unterstützung eines Partners des
Rheinmetall-Konsortiums, des malaysischen Milliardärs Syed Mokhtar
Albukhary. Dessen islamisch orientierte Albukhary Foundation
unterstützt seit Sommer 2016 die Türgev-Stiftung, bei der Bilal
Erdogan im Vorstand sitzt. So organisierten die Malaysier im August
2016 einen vierwöchigen Aufenthalt und Englisch-Kurs für über 200
junge Türken, genannt „Türgev Albukhary Language and Culture Camp“.
Nach Aussage von Rheinmetall hat dies aber nichts mit dem
Panzergeschäft zu tun. Rheinmetall unterhalte „weder eine direkte
noch indirekte Kooperation oder Absprache“ mit der Türgev-Stiftung.
Die Albukhary Foundation unterstütze überdies Studenten „fast aller
islamischer Länder“.
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Tamara Kieserg, Gruner + Jahr Unternehmenskommunikation, Telefon 040
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