stern: SPD stellt sich auf Rolle als Junior-Partner in Baden-Württemberg ein – Eppler: „Wir müssen über unseren Schatten springen“

Die SPD wird sich erstmals in ihrer Geschichte auf
ein grün-rotes Bündnis einlassen, sollten bei den Landtagswahlen in
Baden-Württemberg im kommenden März die Grünen besser abschneiden als
die Sozialdemokraten. Das erfuhr der stern aus Parteikreisen in
Berlin und Stuttgart. Wie das Hamburger Magazin in seiner neuen, am
Donnerstag erscheinenden Ausgabe schreibt, werden die
Sozialdemokraten in diesem Fall einen grünen Ministerpräsidenten und
die Rolle als Juniorpartner in einer grün-roten Koalition
akzeptieren. Diese Haltung des Landesverbandes findet auch die
Unterstützung der Bundes-SPD.

Für die SPD ist eine Koalition mit den Grünen nach den heftigen
Auseinandersetzungen um das Bahnprojekt Stuttgart 21 die einzige
realistische Machtoption. Ein Bündnis mit der CDU schloss der
baden-württembergische SPD-Chef Nils Schmid so gut wie aus: „Die
Leidenschaft für eine große Koalition ist bei uns in der SPD schon
lange erkaltet“, sagte Schmid dem stern.

Auch SPD-Vordenker Erhard Eppler, in den 70er Jahren selbst
SPD-Landesvorsitzender in Baden-Württemberg, unterstützt den Kurs.
„Natürlich müssen wir im Fall der Fälle in eine grün-rote Koalition
gehen“, sagte Eppler dem stern. „Aber selbstbewusst. Wenn die Grünen
den Ministerpräsidenten stellen, sollten wir zwei, drei
Schlüsselressorts fordern, etwa das Finanzministerium. Wir müssen
über unseren Schatten springen, keine Frage, aber das muss man als
Partei immer mal wieder.“

Sollten die Grünen in Baden-Württemberg besser abschneiden als die
SPD und sollte es für ein grün-rotes Bündnis reichen, würde die
Ökopartei das erste Mal in der bundesdeutschen Geschichte einen
Ministerpräsidenten stellen. Umfragen sehen die Grünen in dem
Bundesland derzeit in bislang nie erreichten Höhen jenseits der
30-Prozent-Marke.

Pressekontakt:
stern-Redakteur
Axel Vornbäumen
Telefon 030-20224-0

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