Strategische Neuausrichtung für deutsche Autoindustrie überlebenswichtig

– Nicht jeder will und kann die Rolle des globalen
Mobilitätsanbieters ausfüllen

– Unternehmensberater empfehlen empirische Feldversuche mit klar definierten
Zielen und
überschaubaren Risiken

Die deutsche Autoindustrie steht vor dem größten Umbau ihrer Geschichte. Die
Automobilhersteller sind gezwungen, ihre strategische Ausrichtung grundlegend
neu zu konzipieren. Von einem erfolgreichen Wandel hängt die Überlebensfähigkeit
Deutschlands wichtigster Branche ab. Ein Patentrezept hierbei, das auf alle
Marktteilnehmer gleichermaßen passt, sieht der Thinktank „Vom
Automobilhersteller zum multimodalen Mobilitätsanbieter – Neue Rollen, neue
Chancen“ des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater (BDU) allerdings
nicht. So könne beispielsweise nicht jeder Automobilhersteller aus eigener Kraft
ein global agierender Mobilitätsanbieter werden. Als beachtenswerte Alternativen
bewerten die Unternehmensberater des BDU-Thinktanks unter anderem Allianzen,
Kooperationen oder Konsortien, zum Beispiel als Partner für regionale
öffentliche Mobilitätsprojekte. In diese könnten die individuellen Erfahrungen
und Stärken einfließen. Da die Entwicklungen in Mobilitätsfragen – aktuell und
auch weiter absehbar – komplex und schnell verlaufen, empfiehlt der Thinktank
empirische Feldversuche mit klar definierten Zielen und überschaubaren Risiken.
Mit kleinen schnellen Projektschritten sei es für die Automobilhersteller
möglich, neue Geschäftsmodelle aufzusetzen und deren Ertragspotenziale zu
testen. Für den aktuellen Thinktank haben die drei BDU-Mitgliedsfirmen Akka
Consulting, d-fine und HPP Strategie- und Marketingberatung mit Schwerpunkt in
der Automobilindustrie ihr Know-how gebündelt. Entstanden ist ein Themendossier,
das mögliche Rollen in der multimodalen digitalen Mobilitätswelt sowie Lösungen
für denkbare Geschäftsmodelle der Mobilitätsanbieter skizziert.

Für die Thinktank-Autoren ist im Hinblick auf die notwendigen Veränderungen ein
zentrales Grundverständnis von besonderer Bedeutung: Verkehrsmittel wie das Auto
sind künftig Teil eines digitalen Verkehrssystems, das sich neben der physischen
Hardware wesentlich durch digitale Komponenten, beispielsweise Routenführung,
Buchung und Bezahlung, auszeichnet.

Vor allem junge Kunden kaufen Mobilität als Dienstleistung und nicht als
Produkt. Erfolgreiche, multimodale Mobilitätsanbieter schaffen es, den
physischen Transport – zum Beispiel mit Autos, ÖPNV und E-Scootern – mit
digitalen Elementen – zum Beispiel per Apps – nutzwertig für den Kunden
miteinander zu verknüpfen. Eine schlüssige Gesamtstrategie, so der
BDU-Thinktank, stellt dabei sicher, dass die Wertschöpfungspotenziale der
einzelnen Initiativen in den Unternehmen genutzt und wenig ertragreiche
Insellösungen vermieden werden.

Sechs Dimensionen und damit verbundene Fragestellungen müssen künftige
Mobilitätsanbieter aus Sicht der Autoren des Themendossiers im strategischen
Lösungsraum im Fokus haben:

1.Hardware-Angebot

Welche Verkehrsträger sollen neben dem Kerngeschäft Automobil mittelfristig
hergestellt bzw. in das Mobilitätsangebot (zum Beispiel E-Scooter, Zweiräder,
Busse, Bahnen oder langfristig Flugtaxis) aufgenommen werden?

2.Geschäfts- und Betreibermodell

Welche neuen internetbasierten Betreibermodelle wie Sharing (Teilen), Hailing
(Mobilitätsnutzung per App), Shuttle Services sollen entwickelt werden? Wird ein
eigener Auftritt, Franchising oder die Kooperation mit lokalen Partnern
bevorzugt? Welche Angebots-Kombinationen sind sinnvoll, z.B. Leihwagen plus
E-Scooter?

3.Gestaltung der Digitalplattform

Wie sollen alle digitalen Teilleistungen zu einer Mobilitätsplattform gebündelt
und wie gestaltet sein? Welche Partner kommen in Frage?

4.Räumliche Reichweite

Soll das Mobilitätsprodukt weltweit eingeführt und skalierbar gemacht werden?
Oder steht die lokale Nutzung im Mittelpunkt?

5.Wertschöpfung

Welche erweiterten Kundenservices sind denkbar? Kann die existierende
Werkstatt-Struktur zusätzlich genutzt werden, beispielsweise für das Laden von
E-Fahrzeugen?

6.Make or buy? Was soll selbst erstellt, was fremdbezogen werden? Wie muss die
Zuliefererkette strukturiert sein? Mit welchen Partnern soll kooperiert werden
und zu welchen Bedingungen?

Strategische Chancen für Autohersteller: Monopolstellung oder Kooperation bei
der Mobilität?

Täglich entstehen neue Mobilitätsplattformen, Pilotprojekte, Konsortien und
Initiativen. Abhängig von der festgelegten Grundstrategie besitzen die
Automobilhersteller hierbei vielfältige Möglichkeiten, erfolgreiche
Geschäftsmodelle und Services zu entwickeln und zu etablieren, so lautet das
Fazit des BDU-Thinktanks. Ob eine Monopolstellung oder eher eine Kooperation in
der Mobilität ins Auge gefasst werde, müssten die Marktteilnehmer
schnellstmöglich klären. Wichtig sei, die notwendigen Veränderungen in den
Automobilunternehmen jetzt mit Nachdruck zu verfolgen, denn die
Wettbewerbssituation in der Plattformökonomie würde sich auch für die bisherigen
automobilen Schwergewichte praktisch von Tag zu Tag verschärfen.

Das Thinktank-Projekt

Der aktuelle Thinktank des BDU mit seinem abschließenden Themendossier „Vom
Automobilhersteller zum multimodalen Mobilitätsanbieter – Neue Rollen, neue
Chancen“ will einen Beitrag leisten, Lösungsszenarien für die deutsche
Automobilbranche bei der Neugestaltung eines umfassenden Mobilitätsangebotes
aufzuzeigen. Hierfür bringen die Consultingfirmen AKKA Consulting, d-fine sowie
HPP Strategie- und Marketingberatung ihr jeweiliges Spezialwissen ein.

In BDU-Thinktanks arbeiten Experten aus Mitgliedsfirmen themen-, projekt- und
zeitbezogen zusammen, um den Blick für Wirkungszusammenhänge und
Lösungsvorschläge zu derzeitigen Herausforderungen für Unternehmen und
Organisationen am Wirtschaftsstandort Deutschland zu schärfen.

Detaillierte Informationen zum Thinktank auf der Themenseite „Vom
Automobilhersteller zum multimodalen Mobilitätsanbieter“ unter:

https://www.bdu.de/thinktank/multimodale-mobilitaet/

Pressekontakt:

Bundesverband Deutscher Unternehmensberater BDU e.V.
Klaus Reiners // Pressesprecher
Joseph-Schumpeter-Allee 29, 53227 Bonn
T +49 (0) 228 9161-16 oder 0172 23 500 58, klaus.reiners@bdu.de

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