– Unternehmensjuristen werden früher in Innovationsprozesse
eingebunden. Mit kurzen Reaktionszeiten und lösungsorientiertem
Engagement erzielen sie echten Mehrwert.
– Rechtsabteilungen sichern Know-How und Geschäftsmodelle
juristisch, organisatorisch und technisch ab und rücken damit
zunehmend in den Fokus unternehmerischen Handelns.
– Das Spannungsfeld zwischen Innovationszwang und regulatorischen
Eingriffen stellt Rechtsabteilungen vor neue Herausforderungen.
257 Milliarden Euro Exportüberschuss haben deutsche Unternehmen
allein im Jahr 2016 erzielt. Doch der Erfolg hat seinen Preis: Damit
Deutschland auch künftig eine führende Rolle auf den Weltmärkten
spielt, muss die Wirtschaft immer mehr Geld in die
Entwicklungsabteilungen stecken. Bis 2019 steigen die
Innovationsausgaben deutscher Unternehmen Schätzungen zufolge auf 175
Milliarden Euro jährlich an.
Diese neuen Herausforderungen sind auch längst im Alltag der
Rechtsabteilungen deutscher Unternehmen angekommen. Sie werden viel
früher und intensiver in die Innovationsprozesse eingebunden, die
Hälfte der Rechtsabteilungen hierzulande sogar häufig bis sehr
häufig. Das ist das Ergebnis der Studie „Legal Management of
Innovation“ des Bundesverbandes der Unternehmensjuristen e.V. (BUJ)
und der Wirtschaftskanzlei CMS. Teilgenommen haben 210
Rechtsabteilungen aus Unternehmen der wichtigsten Schlüsselbranchen,
von denen die Hälfte Umsätze von mehr als einer Milliarde Euro
erwirtschaftet und ein Drittel mehr als 10.000 Mitarbeiter
beschäftigt.
Innovationsmanagement ist das Zukunftsthema
Industrie 4.0, Big Data oder Internet der Dinge: Wie bahnbrechend
die Digitalisierung voranschreitet, lässt sich auch am Wert von Daten
in der EU ablesen. Waren es im Jahr 2016 noch rund 300 Milliarden
Euro, so wird er nach einer Studie der EU-Kommission bis 2020 auf 739
Milliarden Euro steigen. „Angesichts dieser Rahmenbedingungen
erwarten mehr als 80 Prozent der Leiter der Rechtsabteilungen, dass
der Bedarf an Mitarbeitern mit dem Schwerpunkt Innovationsmanagement
in den nächsten fünf Jahren zunehmen wird“, berichtet BUJ-Präsident
Götz Kaßmann. Bislang planen allerdings nur 15 Prozent der befragten
Unternehmen, den Etat der Rechtsabteilungen zugunsten des
Innovationsmanagements zu erhöhen. Die überwiegende Mehrheit hofft,
die Rechtsabteilungen so optimieren zu können, dass kein personeller
Mehrbedarf anfällt. Fast 60 Prozent der Unternehmen zieht zudem in
Erwägung, verstärkt externe Anwälte oder Kanzleien zu beauftragen.
Unternehmen müssen neue Geschäftsfelder erobern
„Die Befragungen haben außerdem gezeigt, dass die
Rechtsabteilungen durch stärkere Spezialisierung und Standardisierung
von Prozessen mittels Legal Tech wesentlich zum Innovationserfolg
beitragen können“, sagt CMS-Partner und Co-Autor der Studie Dr. Jörg
Zätzsch. Proaktives und lösungsorientiertes Engagement und schnelle
Reaktionszeiten gelten dabei als Schlüssel zum Erfolg. Ob durch die
frühzeitige Entwicklung von Musterverträgen, die erfolgreiche
Begleitung von Schnellboot-Projekten oder die Entwicklung
bereichsübergreifender Prozesse zur Effizienzsteigerung – an
Möglichkeiten, als Rechtsabteilung durch Innovationen positiv
wahrgenommen zu werden, fehlt es nicht.
Die Unternehmen verlassen sich hierzulande im Innovationsprozess
immer noch mehrheitlich auf klassische Strategien. So setzen 93
Prozent nach wie vor auf die Weiterentwicklung bestehender und 91
Prozent auf die Einführung neuer Produkte. 78 Prozent wollen
allerdings parallel auch neue Geschäftsfelder erobern und 71 Prozent
nehmen sogar die Einführung ganz neuer Geschäftsmodelle in Angriff.
Erfreulich: Fast 30 Prozent zeigen sich auch offen für alternative
Ansätze wie die Unterstützung von Startups mittels Inkubatoren- und
Accelerator-Programmen sowie das Instrument Open Innovation, also
beispielsweise die Erarbeitung neuer Lösungen durch das Zusammenspiel
zwischen internen Entwicklern und Forschern und externen Nutzern.
Innovationen werden arbeitsteilig gewonnen
Immer mehr Unternehmen gehen beim Wettbewerb um die besten
Produktideen auch unkonventionelle Wege. 65 Prozent kooperieren mit
anderen Unternehmen. Außerdem beteiligen sie sich an
vielversprechenden Startup-Unternehmen und Joint-Ventures, gründen
selbst Wagniskapitalgesellschaften oder kaufen Unternehmen mit dem
Ziel, deren Mitarbeiter in die eigenen Einheiten zu integrieren
(Acqui-hiring). Kurzum: Innovationen werden heute arbeitsteilig
gewonnen, wobei die Akteure dabei unterschiedliche kurz- und
langfristige Ziele verfolgen.
Rechtsabteilungen betreten juristisches Neuland
Spezielle gesetzliche Regelungen zum Dateneigentum in der
digitalen Wirtschaft existieren bislang nicht. Umso mehr sind die
Unternehmen gefordert, organisatorische und technische
Schutzmaßnahmen zu ergreifen und im Umgang sowohl mit den eigenen
Mitarbeitern als auch Kooperations- und Geschäftspartnern
vertragliche Regelungen zu treffen, um ihr Know-how zu schützen und
den Abfluss von Daten zu verhindern. Außerdem müssen die
Rechtsabteilungen sicherstellen, dass die einzelnen Produkte trotz
verkürzter Innovationszyklen stets mit den Compliance-Richtlinien in
Einklang stehen.
So innovationsfreudig sich die Rechtsabteilungen auch
positionieren, ein Risiko müssen sie dabei in Kauf nehmen: Weil der
Gesetzgeber bei zahlreichen neuen Geschäftsfeldern vom Streaming über
Mobile Payment bis hin zu autonomem Fahren hinterherhinkt, fällt den
Rechtsabteilungen die schwierige Aufgabe zu, das Recht von der
analogen Welt auf die digitale Welt zu übertragen. Diese Aufgabe
verlangt den Inhouse-Juristen viel Mut ab. Denn niemand kann heute
verbindlich vorhersagen, wann Manager für Innovationen persönlich
haften, wenn etwas schief geht.
Regulatorische Fragestellungen nehmen zu
In neue und zunehmend komplexe Rechtsmaterien müssen sich die
Unternehmensjuristen auch zeitnah einarbeiten, wenn es darum geht,
die Innovationen mit staatlichen Auflagen und Regularien in Einklang
zu bringen. 93 Prozent sehen sich laut der aktuellen
Innovationsstudie durch Innovationsprozesse mit einer insgesamt
höheren rechtlichen Komplexität konfrontiert. 89 Prozent stufen dabei
insbesondere die rechtliche Bewertung von bisher unbekannten Themen
und Geschäftsmodellen und die damit verbundene Beratung als besondere
Herausforderung ein. 76 Prozent rechnen damit, dass sie sich
zukünftig stärker mit regulatorischen Fragestellungen beschäftigen
müssen. Und 68 Prozent erwarten eine intensivere Befassung mit
internationalen Rechtsthemen.
Diese neuen Herausforderungen bedeuten zugleich, dass sich der
Arbeitsalltag und die Arbeitsweise der Rechtsabteilungen verändern
und neu ausrichten werden. 45 Prozent halten daher die Stärkung der
Risikobereitschaft bei der Beantwortung rechtlicher Fragen für
wichtig. Ebenso halten knapp 42 Prozent die Fähigkeit, juristische
Hintergründe besser zu erklären, und die Entwicklung eines vertieften
Verständnisses für neue und bisher unbekannte Geschäftsmodelle bei
Unternehmensjuristen für ausbaufähige Erfolgsfaktoren.
Auch in zeitlicher Hinsicht steigt der Druck auf die
Rechtsabteilungen: Von ihnen wird erwartet, dass sie just in time
liefern. „Damit das gelingt, müssen sie im Vorfeld die auf das
Unternehmen zukommenden Rechtsfragen so weit wie möglich antizipieren
und auf neue Managemententscheidungen gut vorbereitet sein“, so
CMS-Partner und Co-Autor der Studie Stefan-Ulrich Müller.
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