Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zum Fall Ecclestone

Selten war Justitia so blind. Die Reichen kaufen
sich frei, die Armen kommen in den Knast? Knete statt Strafe? Wie
schon Anfang des 16. Jahrhunderts, als Johann Tetzels Ablasshandel
marktschreierisch nach dem Motto florierte: „Sobald das Geld im
Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt!“ Heute nennt man so
etwas Deal – ein Feilschen zwischen Staatsanwaltschaft, der
Verteidigung, dem Angeklagten und dem Gericht. Das Recht wird zum
Geschäftsobjekt. Wer zahlen kann, kommt davon. Wer nicht, geht unter.
Kein Urteil. Stattdessen Kapitulation. Das Münchner Gericht hat sich
vor einer Rechtsprechung gedrückt, sich erst gar nicht auf die
penible, wenngleich zeitraubende Überprüfung der Vorwürfe
eingelassen. So endet das Verfahren durch bloßen Gerichtsbeschluss.
Discount-Gerechtigkeit.

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