Man möchte lieber nicht so genau wissen, wie
groß der Druck auf die Mainzer Bahnbediensteten war, vorzeitig aus
dem Urlaub an ihre Arbeit zurückzukehren, um das Fahrplanchaos zu
beenden. Man kann sich auch so lebhaft vorstellen, dass die
Betroffenen mit SMS, Anrufen und E-Mails bombardiert wurden. Doch
darf ein Arbeitgeber verlangen, dass der Einzelne strukturelle
Probleme, Fehler im Management, unerwartete Krisen oder den
allgemeinen Wettbewerbsdruck einer Firma zu seinem persönlichen
Problem macht und dank moderner Kommunikationssysteme rund um die Uhr
erreichbar, ansprechbar, verfügbar ist?
Nein, das darf man nicht – und das hat mit ideologischer
Antihaltung wenig zu tun. Und ein guter Chef tut das auch nicht, denn
Arbeitnehmer haben nicht nur ein Recht auf ein ungestörtes
Privatleben. Sie brauchen das auch, um gesund zu bleiben. Die
psychischen Erkrankungen von Berufstätigen nehmen rasant zu – nicht
zuletzt, weil viele sich der mentalen Beschleunigung des
Arbeitslebens nicht mehr gewachsen fühlen. Zur Ruhe kommen, den Kopf
frei haben, in eine Gegenwelt eintauchen – das sind notwendige
Kontraste dazu. Deshalb sind die Signale von Daimler und
Arbeitsministerin von der Leyen richtig. Es gibt ein Leben jenseits
des Jobs – selbst für den Fleißigsten.
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