Guido Wolf, der Präsident des
baden-württembergischen Landtags, weiß sich in Szene zu setzen. Die
Rahmenbedingungen waren perfekt. Das Thema: die Zukunft der
Wirtschaft im digitalen Zeitalter, der Kontrahent: kein Geringerer
als der Ministerpräsident selbst. Mit seiner Gegenrede auf die
Regierungserklärung Winfried Kretschmanns hat Wolf sich einen großen
Auftritt verschafft. Denn Wolf strebt in der CDU nach der
Spitzenkandidatur für die Landtagswahl 2016. Wolf gegen Kretschmann –
der Tuttlinger hat am Mittwoch im Parlament einen Vorgeschmack auf
die mögliche Wahlkampfkonstellation gegeben. Laut, angespannt – und
in diesem Rahmen deplatziert.
Noch ist Wolf nicht der Spitzenkandidat der CDU, die
Mitgliederbefragung in seiner Partei steht noch aus. Das Rennen
zwischen ihm und dem Landesvorsitzenden und Bundestagsabgeordneten
Thomas Strobl ist keineswegs entschieden. Die Volksvertretung als
Bühne zu nutzen, sich im innerparteilichen Wettstreit zu profilieren
ist unangemessen. Wolfs Fraktion hat ihm stürmisch applaudiert. Das
mag ein Signal an Strobl sein, wie die Kräfte in der Partei verteilt
sind. Auch hat Wolf Kretschmann zum Teil die Show gestohlen. Doch der
Bedeutung des Landtags hat der Auftritt geschadet. Ein
Landtagspräsident ist gerade kein Oppositionsführer.
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