Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Baden-Württemberg/Koalition

Der Abbau von 11 600 Lehrerstellen bis zum Jahr
2020 galt einmal als Ausweis des ernsthaften Sparwillens der
Landesregierung. Wenn die Zahl der Schüler deutlich sinkt, so das
Kalkül, dann kann wenigstens die Hälfte der rechnerisch frei
werdenden Planstellen für die Sanierung des Landesetats herangezogen
werden. Doch Pustekuchen! Aus geheimnisvollen Gründen ist an den
Prognosen zur Entwicklung der Schülerzahlen immer nur eines
verlässlich: dass sie falsch sind.

Nun, da sich die Klassenzimmer keineswegs so schnell leeren wie
vorhergesagt, ist auch der Sparwille perdu. Der Abschied vom
Lehrerstellenabbau folgt einerseits der Logik der Zahlen, ist
andererseits aber auch dem nahenden Landtagswahlkampf geschuldet.
Denn die Opposition hält Grün-Rot zwar beständig und nicht ohne
Anlass einen Mangel an Haushaltsdisziplin vor, wirft ihrerseits aber
mit neuen Stellenforderungen nur so um sich. Grün-Rot wiederum muss
sich sagen lassen, zwar ständig über den Moloch namens
Kultusbürokratie zu jammern, der ineffizient und kaum zu steuern sei,
dabei jedes neu auftauchende Problem mit einem Eimer voller Stellen
zuschütten wolle. Nur: diesem Moloch zeigt sich auch Grün-Rot bis
jetzt nicht gewachsen. Und wo jetzt stattdessen gespart werden soll,
das bleibt im Dunkeln. Der Steuersegen jedenfalls wird nicht ewig
währen.

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