Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu EU/Mittelmeer-Flüchtlinge

Über 3000 Menschen sind in diesem Jahr bei ihrer
Flucht über das Mittelmeer ertrunken. Das ist die offizielle Zahl der
UN, wahrscheinlich mussten weitaus mehr Flüchtlinge auf ihrem Weg in
eine bessere Welt ihr Leben lassen. Die Bestürzung über das
Massensterben wird sich schnell legen, und morgen werden wir diese
Zahl vergessen haben. Wir dürfen uns aber nicht damit abfinden, dass
diese Menschen sterben mussten. Natürlich wird es nicht gelingen,
alle Flüchtlinge zu retten – genauso wenig, wie es realistisch ist,
alle Verzweifelten an unseren Außengrenzen aufzuhalten. Aber die Not
kann gelindert werden. Es müssen legale Wege geschaffen werden, wie
Flüchtlinge nach Europa kommen können.

Die EU könnte in Programme investieren, die Menschen aus
Krisengebieten wie Syrien ohne bürokratisches Asylverfahren in
sichere Drittstaaten vermitteln. Möglich ist auch die Vergabe
humanitärer Visa. Oder Flüchtlinge sollten auch außerhalb der EU, in
Drittstaaten wie Tunesien oder der Türkei, Asylanträge für Europa
einreichen können. Diese Möglichkeiten werden von EU-Staaten
blockiert. Sie befürchten, dass ein zu menschlicher Umgang mit
Flüchtlingen zu steigenden Asylbewerberzahlen führen könnte. Lieber
werden die Toten im Mittelmeer in Kauf genommen.

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