Seltsam, dass die Fragen der Zuwanderung in
Deutschland immer von der Wirtschaft angestoßen werden müssen. Sie
treibt die Politik zum Handeln. Drei Ministerpräsidenten – von der
SPD, der CDU und den Grünen – haben sich die Forderungen aus
Industrie, Handel und Handwerk zu eigen gemacht und schlagen ein
Bleiberecht für junge Flüchtlinge vor, wenn die eine Ausbildung
begonnen haben – eine vernünftige, pragmatische Idee.
Denn auf der einen Seite „hängen“ Tausende junger Flüchtlinge ohne
Perspektive in unseren Städten und Gemeinden herum, auf der anderen
Seite suchen Betriebe händeringend motivierte Azubis. Es existiert
eine Schulpflicht für Flüchtlingskinder. Ist es da nicht
folgerichtig, ihnen nach der Schule die Chance auf eine
Berufsausbildung zu geben? Haben sie eine Lehre ergattert, kann die
theoretisch jederzeit durch eine Abschiebung beendet werden – ein
unhaltbarer Zustand, mit dem Betriebe nicht planen können. Zumindest
während der Ausbildung sollte das Bleiberecht gelten. Selbst wenn der
Flüchtling später in seine Heimat zurück muss, hätte er zumindest an
Qualifikation gewonnen. Kritiker sagen, es werde hier die
„Nützlichkeit“ von Asylbewerbern bewertet. Das tun andere
Einwanderungsländer auch. Sie steuern ihre Migration nicht nur aus
humanitären Erwägungen, sondern anhand ihrer Interessen.
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