Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Syrien/IS/Palmyra

Die Gotteskrieger vom IS verdanken ihren Erfolg
nicht so sehr der unbezwingbaren eigenen Stärke, sondern der
eklatanten Schwäche ihrer Gegner. Im Irak haben Rambopolitik und
interreligiöse Konflikte das gesamte Staatsgebäude zerfressen. In
Syrien ist die Armee nach vier Jahren Bürgerkrieg im Namen von
Baschar al-Assad so demoralisiert, dass die Tage des Regimes
inzwischen gezählt scheinen. Die internationale Welt dagegen schaut
der orientalischen Tragödie zu. Niemand will sich in dieses Gemetzel
am Boden mit eigenen Truppen einmischen, denn letztlich muss die
arabisch-islamische Welt mit dem Islamischen Staat und dessen
religiöser Gewaltideologie alleine fertig werden – auch wenn es Jahre
dauert. Denn das geht nur, wenn sich die politischen Eliten der
Region endlich von ihren destruktiven Mentalitäten verabschieden –
von selbstgefälligem Autoritarismus und gewissenloser
Selbstbedienung, kompromissloser Machtgier und billigem
Verschwörungsdenken.

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