Die Zahl der Übergriffe wächst nicht durch
Zufall. Die Grenzen zwischen Drohungen und lebensgefährlichem Hass
sind fließend, wie das Beispiel Tröglitz zeigt. Seit letzten Herbst
wird eine antiliberale Debatte über angebliche Benachteiligungen
geführt, in der es um Verlustängste geht: Verlust an Wohlstand, an
nationaler Identität, an Deutungsmacht. Und diese Debatte verroht
zusehends mit den „Spaziergängen“ der Pegida und in den
Scharfmacherparolen aus den Reihen der AfD. Politiker werden als
„Volksverräter“ bezeichnet, Lutz Bachmann, der Flüchtlinge „Viehzeug“
nennt, läuft in Dresden wieder vorneweg, gefolgt von 7000 Menschen.
Der sich artikulierende Zorn wirkt wie ein Nährboden. Und er richtet
sich zunächst aufs schwächste Glied: die Flüchtlinge.
Die erste Reaktion war, man müsse diesen Zorn ernst nehmen, ihm
Raum geben, ihn anhören. Wie recht der Magdeburger Ministerpräsident
Haseloff jetzt hat, wenn er sagt, dass vermutlich einfach zu viel
diskutiert wurde! Es wäre, mit seinen Worten, angebracht, „die
Menschlichkeit zu praktizieren, die uns selber in unserer Geschichte
mehrfach widerfahren ist“. Fremdenfeindlichkeit wird man damit nicht
besiegen. Aber umgekehrt darf man auch nicht erlauben, dass
Grundüberzeugungen in Frage gestellt werden.
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