Nach dem Auszug der Salafisten gerät die
restliche Tahrir-Allianz der zweiten Revolutionäre mehr und mehr in
den Ruch, mit Panzern und Gewehren an die Macht gelangte
Wahlverlierer zu sein. Denn ihr Bündnis mit Armee und Polizei könnte
sich als Pakt mit dem Teufel erweisen. Die Generäle haben in den
vergangenen zweieinhalb Jahren sämtliche Verbrechen ihrer Truppen
unter den Tisch gekehrt. Ägyptens Sicherheitskräfte haben immer nach
eigenem Ausnahmerecht agiert. Die Polizei hatte unter Mursis
Präsidentschaft ihren Dienst glattweg verweigert, jetzt fühlen sie
sich erneut als unangefochtene Herren im eigenen Haus. Für die
politische Übergangsallianz, die sich mit dem Sturz der Muslimbrüder
die Rettung der revolutionären Ideale auf ihre Fahnen geschrieben
hat, könnte sich dies schon bald als überschwere Hypothek erweisen.
Die Opposition ist hoffnungslos zerstritten. Ihr Spitzenpersonal
ist genauso mittelmäßig wie das der geschassten Vorgängerführung. Der
Neo-Nasserist Hamdeen Sabahi meldet sich noch gelegentlich mit kruden
Vorschlägen und schwammigen Interviews zu Wort. Der Ex-Chef der
Arabischen Liga, Amr Moussa, strotzt verbal vor Tatendrang und weiß
doch nicht, was er tun soll. Und Mohamed al-Baradei, Ägyptens
bekanntester Polit-Twitterer, gilt selbst in den Reihen der eigenen
Partei als schlechter Organisator mit abgehobenen Attitüden und
einsamen Entscheidungen, der die Flügel nicht zusammenhalten kann.
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