Stuttgarter Zeitung: Kommentar zur EZB-Geldpolitik

Auch wenn EZB-Chef Draghi mit seiner nie
umgesetzten Ankündigung, Krisenländern notfalls mit dem Kauf von
Staatsanleihen unter die Arme greifen, die Eurokrise entschärft hat:
Klar ist, dass die EZB jedenfalls an die Grenzen ihres Mandats
gegangen ist. Deshalb ist es bemerkenswert, dass ihr Vizepräsident
Vítor Constâncio nun strikt auf den EU-Vertrag pocht. Es stimmt, dass
dort die Preisstabilität als oberstes Ziel der EZB festgeschrieben
ist. Daraus jedoch abzuleiten, dass eine Inflationsrate nahe zwei
Prozent ohne Rücksicht auf Verluste herbeigeführt werden müsse, ist
mehr als fragwürdig. Erste Anzeichen für Preisblasen aufgrund der
Niedrigzinsstrategie der EZB gibt es bereits. Wenn sie noch mehr
billiges Geld in den Markt pumpt, wird diese Gefahr zunehmen – ein
Risiko, das durch die niedrige Inflation nicht gerechtfertigt ist.

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