Stuttgarter Zeitung: Nichts gelernt / Kommentar zur CDU-Kritik an den Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg

Vor zehn Jahren noch wollte die CDU mit
Ganztagsschulen nichts zu tun haben. Allenfalls an sozialen
Brennpunkten, ließen damals Ministerpräsident Erwin Teufel und dessen
Kultusministerin Annette Schavan wissen, könne man darüber reden.
Später versuchte Teufels Nachfolger Günther Oettinger die Hauptschule
zu retten – nachdem er eingeräumt hatte, dass die Bildungspolitik der
CDU eine elitäre Schlagseite aufweise. Doch auch die flugs erfundene
Werkrealschule konnte das dreigliedrige Schulsystem nicht mehr
retten.

Nun verrennt sich die Partei mit ihrer teils maßlosen Kritik an
der Gemeinschaftsschule schon wieder. Eigene Ideen? Fehlanzeige. Zwar
ist richtig, dass auch die zweite Tranche von diesmal 87
Gemeinschaftsschulen vor allem von den vermeintlichen Kellerkindern
des Schulsystems, den Haupt- und Werkrealschulen, getragen wird, aber
schon bei der ersten Tranche hatte sich herausgestellt, dass 40
Prozent der Schüler über eine Real- oder Gymnasialempfehlung
verfügen. Aus dieser Mischung lässt sich doch was machen – damit
endlich mehr soziale Gerechtigkeit ins Schulsystem einzieht und ein
Teil der Kinder sich nicht schon nach der Grundschule stigmatisiert
sehen muss.

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