Stuttgarter Zeitung: Schröder à la française / Kommentar zu Frankreich/Hollande

Frankreichs Präsident hat kühlen Kopf bewahrt.
Kaum ein Wort hat sich François Hollande entlocken lassen zu seiner
angeblichen Affäre mit der Schauspielerin Julie Gayet und der Zukunft
seiner Lebensgefährtin, der Première Dame. Stattdessen hat Hollande
auf der großen Pressekonferenz im Elysée-Palast das wirklich Wichtige
zur Sprache gebracht: die Frage nämlich, wie er die
Wettbewerbsfähigkeit der kränkelnden französischen Wirtschaft stärken
und den Kampf gegen die Arbeitslosigkeit gewinnen will.

Wer eine Fortsetzung der Serie „Sex in the City“ erwartet hatte,
ist leer ausgegangen. Wer jedoch wissen wollte, ob Frankreich zum
kranken Mann Europas verkommt oder aber wirtschaftlich erstarkt,
eines Tages womöglich gemeinsam mit Deutschland ein neues Europa aus
der Taufe heben könnte, hat Ermutigendes vernommen.

Hollande scheint dem Beispiel eines Tony Blair oder Gerhard
Schröder folgen zu wollen. Der Sozialist hat sozialliberale Reformen
angekündigt, allem voran eine Entlastung der unter rekordverdächtig
hohen Steuern und Sozialabgaben leidenden Unternehmen. Bleibt zu
hoffen, dass die Parteifreunde im Parlament dem Präsidenten nicht die
Gefolgschaft verweigern und das allzeit protestbereite Volk das
Reformprojekt nicht auf der Straße zu Fall bringt.

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