An einem Tag wie diesem
Niemand hat die Absicht, die Mauer zu vergessen. Bei aller Freude
über die Grenzöffnung vor 25 Jahren und die Rückkehr zur Normalität
des wiedervereinigten Vaterlandes bleibt es unsere Pflicht, immer
wieder an jenes Monstrum des Kalten Krieges zu erinnern, das seine
Schöpfer zynisch den „antifaschistischen Schutzwall“ nannten. Und an
das Wunder der friedlichen Revolution in der DDR, den gewaltfreien
Umsturz eines bis an die Zähne bewaffneten Regimes. Die Mauer und die
Jahrzehnte währende Teilung Deutschlands übersteigen inzwischen die
Vorstellungskraft nachwachsender Generationen in Ost und West. Selbst
wenn auch heute noch nicht alle Wunden der Spaltung aus dem Berliner
Stadtbild getilgt sind, fällt es jungen Menschen zusehends schwer,
sich in eine Zeit zurückzuversetzen, die von Konfrontation,
Unfreiheit und Entbehrung geprägt war. Schon deshalb muss am
Schicksalstag der Deutschen dieser Epoche gedacht werden. Erinnerung
braucht Zeit und Raum, sie braucht Orte wie die noch verbliebenen
Mauerreste und andere authentische Gedenkstätten. Ja, der Rausch
jener Wahnsinnsnacht vom 9. November 1989 ist verflogen, und eine
nationale Nabelschau sollten wir uns nicht leisten. Doch die Mahnung,
für Frieden, Freiheit, Menschenrechte und Demokratie aufzustehen, ist
nicht nur in Europa gerade wieder höchst aktuell. Mehr noch: Sie
bleibt der Welt wohl auf Dauer erhalten.
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Südwest Presse
Ulrike Sosalla
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