Südwest Presse: KOMMENTAR · AFD

Vor der nächsten Zerreißprobe

Auf die „Altparteien“ schauen die Mitglieder der Alternative für
Deutschland (AfD) mit Verachtung herab. Sich selbst sehen sie mehr
als Bürgerbewegung. Doch auf dem Weg zu einer ganz normalen Partei
sind sie am Wochenende ein ganzes Stück vorangekommen: Ab Dezember
gibt es nur noch einen Vorsitzenden und einen Generalsekretär. Klare
Verhältnisse und eine Organisationsstruktur, die Bernd Lucke ganz auf
sich selbst zugeschneidert hat, auch wenn er noch die Diva spielt und
sich nicht festlegen will, ob er überhaupt kandidiert. Von Anfang an
war Lucke das Gesicht der AfD, auch wenn immer wieder offensichtlich
wurde, welch heterogener Haufen sich da zusammengefunden hat.
Zunächst einte ihn die Ablehnung des Euro und das allgemeine Schelten
auf „die Politiker“. Auf die Dauer ist das zu wenig. Kein Wunder,
dass die Partei in Umfragen auf dem absteigenden Ast ist, zumal sie
nicht geklärt hat, wie nahe sie am rechten Rand steht. Die
Konzentration auf einen Vorsitzenden war zwangsläufig. Es muss sich
aber noch erweisen, ob Lucke die verschiedenen Parteiströmungen einen
kann. Ansonsten dürfte die AfD schon bald auseinanderbrechen. Der
Volkswirtschafts-Professor wird es schwer haben, da ihm Charisma
ebenso fehlt wie das Talent zur Teamarbeit. Die eigentliche
Zerreißprobe droht aber bei der Erarbeitung eines Parteiprogramms. Da
ist in den nächsten Monaten viel Streit programmiert.

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Südwest Presse
Ulrike Sosalla
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