Petersberger Bazar
Vermutlich gleicht die Politik auf dem Bonner Petersberg einem
Bazar: Der Westen und die USA wollen so schnell wie möglich ihre
Truppen aus Afghanistan abziehen, während die Regierung in Kabul sich
das so teuer wie möglich bezahlen lässt. Hilfe bis ins Jahr 2024
fordert Präsident Karsai. Und er hat gute Chancen, erhört zu werden.
Denn kaum etwas ist gut in Afghanistan. Darüber kann auch die
politisch-militärische Schönfärberei nicht trügen. Ziehen die
internationalen Truppen 2014 ab, lassen sie ein instabiles, politisch
fragiles Land zurück. Das Ziel, die radikalen Taliban
niederzuschlagen, haben die USA, aber auch die deutschen Soldaten,
mit einem hohen Preis bezahlt. 52 Bundeswehrsoldaten sind in
Afghanistan gefallen. Viel, viel mehr sind nach ihrem Einsatz an Leib
und Seele zu Schaden gekommen. Das Ergebnis ist ernüchternd: Die
Taliban wüten nach wie vor, manche Regionen kontrollieren sie ganz.
Das Vertrauen der afghanischen Bevölkerung in die Westmächte ist
brüchig, als zu leer erwiesen sich die Versprechen,
Rechtsstaatlichkeit und zivile Strukturen aufzubauen. Und die
Regierung Karsai? Mit ihr verbindet sich all das, was die Westmächte
aus der Welt schaffen wollten: Korruption, Drogenhandel, die fehlende
Unterstützung für die Rechte von Frauen. Was also tun? Helfen,
versichern die Teilnehmer der Konferenz. Sie haben keine Alternative.
Ein Truppenabzug ohne Unterstützung ließe Menschen und Land im Stich.
Doch es braucht mehr als Geld, um Afghanistan auf die Sprünge zu
helfen. Nämlich Ernsthaftigkeit, Reformen einzufordern und endlich
auch Konsequenzen, wenn sie nicht realisiert werden.
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Südwest Presse
Lothar Tolks
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