Südwest Presse: KOMMENTAR · ANNAN

Machtlos gegen den Hass

Kofi Annan gibt auf. Drei Monate lang hat der UN-Vermittler alles
versucht, jetzt wirft er die Brocken hin – Schlusspunkt einer
Friedensmission für Syrien, die von Anfang an ohne Chancen war.
Keiner der Kontrahenten war wirklich zu einer Beilegung des Konflikts
bereit. Das syrische Regime mit Baschar al-Assad versprach das Blaue
vom Himmel und ließ ungerührt weiter seine Panzer rollen. Die
Opposition schlug jegliche politischen Gespräche von vorneherein in
den Wind. Sie will den Palast des Diktators mit ihren Waffen erobern.
Die USA blockierten die Beteiligung des Iran an Verhandlungen, obwohl
Teheran ohne Zweifel mehr Einfluss auf das Regime in Damaskus hat,
als der Kreml. Russland und China verhindern bis heute eine
gemeinsame Linie des Weltsicherheitsrates. Und die Golfstaaten rüsten
ungerührt die Rebellen auf. Und so wundert es nicht, dass in Syrien
seit dem 12. April, als der frühere UN-Generalsekretär einen
Waffenstillstand verkündete, inzwischen mehr Menschen gestorben sind,
als in den ersten 14 Monaten des Volksaufstands. Jetzt droht Syrien
der Zerfall. Im Land selbst hat sich ein solcher Hass aufgestaut,
dass selbst ein Ende von Assad persönlich den inneren Frieden auf
absehbare Zeit nicht wiederherstellen wird. Die wüsten Hinrichtungen,
die sich die Rebellen in den letzten Tagen haben zuschulden kommen
lassen, sind ein erster Vorgeschmack auf die Racheorgien, die jetzt
kommen. Er habe nicht die Unterstützung erhalten, die dieser Fall
verdient hätte, sagte Annan. Was nun passiert, das wissen alle – ein
bestialischer Bürgerkrieg mit noch mehr Tod, Gewalt und Leid.

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