Südwest Presse: Kommentar: Atomausstieg

Und die „Südschiene“ lebt doch

Langsam, aber sicher kommt der große Konsens über den Atomausstieg
zustande. Jetzt hat sich die Bundesregierung auch mit den
Ministerpräsidenten weitgehend geeinigt – mit ein Zeichen des guten
Willens, weil sie wahrscheinlich rein rechtlich gar nicht viel
mitzureden haben. Trotzdem ist es ihnen gelungen, einige
Ungereimtheiten aus Angela Merkels Ausstiegskonzept zu beseitigen.
Etwa den Plan, die restlichen Atomkraftwerke ziemlich zeitgleich
2021/22 abzuschalten. Man braucht kein Experte zu sein, um zu
erkennen, dass dies das Stromnetz leicht überlastet hätte.
Nachgedacht wird noch über die Kaltreserve für kurzfristige
Stromengpässe. Es dürfte sich schnell zeigen, dass hierfür Atommeiler
denkbar schlecht geeignet sind, weil sie sich nicht schnell genug
hochfahren lassen. Auch da sollte die Vernunft – mithin also die
Physik – siegen. Erstaunlich ist, wie problem- und lautlos sich der
neue baden-württembergische Ministerpräsident in den Kreis seiner
Kollegen eingefunden hat. Auch mit dem ersten Grünen in der Runde gab
es einstimmige Ergebnisse. Das liegt sicherlich mit daran, dass
Winfried Kretschmann nicht zu Extrempositionen neigt. Trotzdem ist
seine „Südschiene“ mit Horst Seehofer besonders erstaunlich, die eine
ganze Reihe von Ideen angestoßen hat. Zwar ist der CSU-Chef jederzeit
bereit, seine Meinung notfalls täglich zu ändern. Trotzdem: Einig mit
einem Grünen – dass wir das noch erleben dürfen.

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Südwest Presse
Lothar Tolks
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